Kardiologen rufen zu mehr Unterstützung im Kampf gegen Herztod auf
Mannheim – Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) will im Kampf gegen Herzerkrankungen die Politik stärker in die Pflicht nehmen. „Gesundheitspolitische Strategien zur Vermeidung des Herztodes als drängendes Problem sind von der Regierungskoalition nicht formuliert worden, ebenso wenig wie die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, kritisierte DGK-Präsident Hugo Katus in Mannheim.
Dabei seien Herzerkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland. „Dies ist ein störendes Missverhältnis zwischen der Bedeutung der Herzerkrankungen für die Bevölkerung und den politischen Anstrengungen, um hier Abhilfe zu schaffen.“
Grund dafür seien Klischees über Herzpatienten und die unterschätzte Gefährlichkeit und Dauer von Herzerkrankungen. Katus betonte, es sei ein verbreitetes Missverständnis, dass Herzerkrankungen allein durch die Behandlung von Risikofaktoren und einen gesunden Lebensstil vermieden werden könnten.
Herzerkrankungen träten bei vielen gesunden Menschen ohne Risikofaktoren auf, weil – ähnlich wie bei Tumorleiden – auch genetische Veranlagungen für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verantwortlich seien. „Es wäre zu kurz gegriffen, kardiologische Erkrankungen stets auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen“, betonte der Mediziner.
Er forderte analog zur „Nationalen Dekade gegen den Krebs“ eine nationale Agenda „Kampf gegen Herztod“. Die „Dekade gegen den Krebs“ sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie bedrohliche Volkskrankheiten bekämpft werden können, sagte der Ärztliche Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie an der Uniklinik Heidelberg. Eine solche Initiative auch für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei notwendig, so Katus. Sie forderten mehr Menschenleben als alle Tumorerkrankungen zusammen.
Für die „Nationale Dekade gegen Krebs“ will die Bundesregierung die Förderung von Studien zu Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen mit bis zu 62 Millionen Euro unterstützen.
2017 sind laut Katus mehr als 1,7 Millionen Menschen wegen einer Herzerkrankung stationär in Krankenhäusern behandelt worden. 2016 seien mehr als 207.000 Patienten in Deutschland an einer solchen Erkrankung gestorben. Dazu zählen etwa Herzinfarkt, Angina Pectoris, Herz-Rhythmus-Störungen, Herzklappenerkrankungen und Herzinsuffizienz.
Die DGK kommt in Mannheim zu ihrer Jahrestagung zusammen. Rund 8.500 Teilnehmer aus 30 Ländern hatten sich angemeldet.
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