Kardiologen wollen Informationslücken zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen schließen
Düsseldorf – Geschlechterspezifische Faktoren in der Gesundheits- und Krankheitsforschung werden oftmals zu wenig berücksichtigt. Und das, obwohl die Symptome verschiedener Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern und Frauen unterschiedlich in Erscheinung treten können. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) hingewiesen.
Die Fachgesellschaft hat sich des Themas angenommen und ein Positionspapier zur Gendermedizin herausgegeben. Es soll auf wissenschaftlich begründete Unterschiede hinweisen und so zu einer bestmöglichen Versorgung beitragen.
Ein typisches Beispiel sind danach die Symptome eines Herzinfarktes. „Oft ist der Brustschmerz schwächer ausgeprägt und das Ausstrahlen in den linken Arm kann auch ausbleiben. Stattdessen berichten betroffene Frauen eher von Kurzatmigkeit, geringerer Belastbarkeit, Schmerzen in Oberbauch und Rücken sowie von vegetativen Veränderungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbruch“, sagte Andrea Bäßler, Sprecherin der AG „Gendermedizin in der Kardiologie“ der DGK.
Auch bei den Risikofaktoren bestehen der Fachgesellschaft zufolge Unterschiede. Für Frauen sei das mit dem Rauchen verbundene Risiko für einen Herzinfarkt zum Beispiel höher als für Männer.
Während männliche Raucher ein durchschnittlich 1,43 Mal höheres Risiko für einen Herzinfarkt haben als Nichtraucher, ist das durchschnittliche Risiko für Raucherinnen 2,24 Mal höher. Andererseits hätten Frauen ein deutlich geringeres Risiko beim intensiven Sporttreiben. Athletinnen erlitten beim Leistungssport seltener maligne Rhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herztod.
Allerdings weisen Studien nach Angaben der DGK darauf hin, dass Frauen im Vergleich zu Männern schon bei niedrigeren Blutdruckwerten ein höheres Risiko für Herzschwäche und Schlaganfall haben. Auch sprächen Männer und Frauen auf blutdrucksenkende Mittel unterschiedlich an, was das Risiko für Nebenwirkungen beeinflusse.
Viele Informationslücken basieren der Fachgesellschaft zufolge darauf, dass Frauen in wissenschaftlichen Studien unterrepräsentiert seien. „Umso wichtiger ist es, ab sofort beim Einschluss von Patienten in klinischen Studien ein angemessenes Verhältnis beider biologischer Geschlechter anzustreben, das in Relation zur Häufigkeit der Erkrankung bei Frauen und Männern steht“, so Bäßler.
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