Medizin

Kardiologie: Unnötige ICD-Impulse lösen hohe Krankheitskosten aus

  • Donnerstag, 16. Februar 2017
Uploaded: 27.08.2013 19:27:32 by mis

Palo Alto – Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) kann durch die Abgabe eines elektrischen Impulses das Leben des Patienten retten. Es kommt jedoch häufig zu unnötigen Entladungen, die nicht nur schmerzhaft sind und die Patienten verunsichern. Es werden auch teilweise erhebliche Gesundheitskosten ausgelöst, wie eine Studie in Circulation (2017; 10: e002210) zeigt.

Die Indikationen für die Implantation eines ICD sind in den letzten Jahren deutlich aus­ge­weitet worden. In den USA erhalten jeden Monat mehr als 10.000 Patienten diesen speziellen Herzschrittmacher, der Tachyarrhythmien erkennt und durch einen Impuls beenden kann. Die Geräte arbeiten jedoch nicht hundertprozentig exakt: Etwa ein Drittel aller Stromstöße sind unnötig, was Kardiologen später anhand der Aufzeichnungen feststellen können.

Nach einem ICD-Impuls sollen die Patienten ihren Kardiologen aufsuchen. Dieser veranlasst dann häufig Folgeuntersuchungen und manchmal auch Therapien.

Wie Mintu Turakhia von der Stanford University in Palo Alto jetzt anhand der Verknüp­fung des Patientenregisters eines Herstellers und den Abrechnungsdaten herausfand, lösen unangemessene ICD-Impulse fast ebenso häufig Behandlungen aus wie lebens­rettende Impulse. 46 Prozent der Patienten mussten nach einer Entladung medizinisch betreut werden, davon 14 Prozent im Krankenhaus und 32 Prozent ambulant.

Nicht immer bleibt es bei einer Überprüfung des ICD und einer kardiologischen Basis­untersuchung. Auch nach unangemessenen ICD-Impulsen kommt es häufig zu einer Herzkatheteruntersuchung (51,3 Prozent gegenüber 79,4 Prozent nach ange­messe­ner ICD-Entladung), oder zu einer Echokardiographie (51,3 gegenüber 60,6 Prozent).

Diese Untersuchungen hatten in 28,8 Prozent der Fälle (versus 5,2 Prozent nach angemessener ICD-Entladung) eine operative Revision des ICD zur Folge mit Austausch der Elektroden oder des gesamten Gerätes. Die durchschnittlichen Kosten für die Nachuntersuchungen und -behandlungen betrugen 4.470 US-Dollar und waren damit kaum geringer als nach einer medizinisch erforderlichen ICD-Aktivierung, nach der sich die Folgekoten auf 5.592 US-Dollar beliefen.

Eine sorgfältige Programmierung der ICD, die unnötige ICD-Aktivierungen vermeidet, könnte deshalb einen sinnvollen Beitrag zu Kosteneinsparungen leisten, findet Turakhia.

rme

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