KBV-Chef Gassen: Begeisterung für Auffrischimpfungen „begrenzt“

Berlin – Das seit Anfang September in den meisten Bundesländern angebotenen Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus laufen bisher nur langsam an. „Die Zahlen zeigen, dass derzeit weder besonders viele Ärzte bei den Auffrischimpfungen mitmachen noch in der Bevölkerung der Bedarf nach einer weiteren Dosis groß ist“, sagte Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der Welt am Sonntag. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erhielten bis zu diesem Wochenende 162.000 Menschen eine Boosterimpfung.
Der Ärztefunktionär schreibt diesen Umstand in erster Linie der Tatsache zu, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) hier noch keine Empfehlung ausgesprochen hat. „Die Bevölkerung hat mittlerweile zu Recht gelernt, beim Impfen nicht auf Politiker, sondern eher auf Mediziner zu hören“, sagte Gassen der Zeitung.
Auch die Ärzte seien jedoch von dem erneuten Vorpreschen der Politik und der lückenhaften Datenlage verunsichert: „Die Begeisterung ist begrenzt, nach der sehr belastenden Impfkampagne jetzt noch einzelne Auffrischimpfungen durchzuführen, die schlecht vergütet und organisatorisch aufwendig sind“, erklärte Gassen.
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbands, ist hingegen optimistisch, dass die Auffrischimpfungen an Fahrt aufnehmen werden. „Heute ist die Situation ganz anders als zu Beginn der Impfkampagne, als aus Angst vor der Infektion alle auf einmal geimpft werden wollten“, sagte Weigeldt der Zeitung. Die Bürger überlegten sich diesen Schritt nun in Ruhe und ohne Druck.
„Ich empfehle meinen Kollegen aktuell, nur in relevanten Fällen erneut zu impfen oder dann, wenn ausgewählte Patienten dies ausdrücklich wünschen und Impfstoff übrig ist“, erklärte Weigeldt. Offensiv geworben werde erst nach einer STIKO-Empfehlung.
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