KBV-Chef Gassen will Zukunft mit VV-Mitgliedern planen

Berlin – Der Blick geht nach vorne und nicht mehr zurück: Im Jahr 2016 will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sich wieder inhaltlich stärken und als verlässlicher Ansprechpartner für die Gesundheitspolitiker einbringen. Die internen Streitigkeiten sollen überwunden und mit neuen Ideen gefüllt werden. „Entscheidend für die Zusammenarbeit ist das kollegiale Verhältnis“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen vor Journalisten in Berlin.
Geplant sei, in einer Klausurtagung Ende Februar mit den Mitgliedern der Vertreterversammlung an zwei Tagen neue Konzepte und Formen der Zusammenarbeit zu erstellen. Bei dem zweitägigen Treffen, das eher informell gestaltet sei, soll auch über den künftigen Anspruch der KBV und der KVen beraten werden: Wohin kann das System zukünftig gehen mit den Aufgaben des Sicherstellungsauftrags und der Interessensvertretung? Ziel sei es, nach zwei Tagen eine Ideensammlung sowie ein Grundsatzpapier zu erarbeiten, mit dem die KBV Lösungen für die drängenden Fragen in der künftigen Versorgung eingeht: Wie kann eine alternde Gesellschaft künftig versorgt werden? Wie können Patienten in einem System, das möglicherweise nicht mehr alle Patientenwünsche erfüllen kann, sinnvoll gesteuert werden?
Das Thema Patientensteuerung treibt Gassen schon länger um: Nach dem – richtigen – Wegfall der Praxisgebühr gebe es nun Patienten, die eine dritte oder vierte Facharzt-Untersuchung sowie mehrfache Röntgenbilder für das gleiche Problem verlangen. Diese Inanspruchnahme könne das System nicht mehr lange verkraften: „Freie Arztwahl muss erhalten bleiben, aber nicht die freie Auswahl.“ Bei Überlegungen, wie Patienten sinnvoll durch das System geführt werden können, sieht Gassen die Krankenkassen als „natürliche Verbündete“. Für mögliche Versorgungsverträge benötige man aus seiner Sicht nicht den Gemeinsamen Bundesausschuss, „das können die Vertragspartner schon selbst gestalten“. Auch das Nebeneinander von Kollektiv- und Selektivvertrag sieht er produktiv: „Wir brauchen für den Kollektivvertrag einen Vergleich, damit wir nicht nur im eigenen Saft schmoren.“
In einer zweiten Klausurtagung im April soll dann an einer moderneren Satzung für die KBV gearbeitet werden. Auch wenn in den letzen Monaten einige Gesundheitspolitiker das System erneut infrage gestellt hatten, zeigte sich Gassen sicher, dass das KV-System für die Organisation der Versorgung benötigt wird. Zudem hätten die vergangenen Monate vielen Funktionären im System gezeigt, dass Zusammenarbeit besser sei, als auf die eigene regionale Stärke zu setzen.
Das Jahr 2016 wird für die KVen in vieler Hinsicht bewegend: So stehen in allen KV-Regionen ab Sommer KV-Wahlen an, einige altgediente Vorstände haben schon offen oder hinter vorgehaltener Hand angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Für Gassen steht fest, dass er 2017, wenn es zu einer Neuwahl des KBV-Vorstandes kommt, erneut antreten will. „Ich habe Spaß an dem Job und da kann man noch sehr viel bewegen.“
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