KBV-Chef schlägt bessere Patientensteuerung vor

Berlin – Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat Anreize für eine bessere Steuerung der Patienten vorgeschlagen.
„Patienten, die sich aktiv für eine Steuerung durch eine Praxis entscheiden, und sich durch sie zu anderen Praxen und Untersuchungen überweisen lassen, könnten belohnt werden: Die Krankenkassen könnten ihnen gegebenenfalls eine Beitragserstattung geben“, sagte Gassen der Rheinischen Post. „Wie diese aussieht, müssen die Kassen organisieren.“
Als steuernde Praxis kann Gassen sich Haus-, Frauen- und bestimmte Fachärzte vorstellen. „Wir haben rund 55.000 Hausärzte in rund 38.000 Praxen in Deutschland. Die alleine können nicht 75 Millionen Kassenpatienten steuern“, sagte Gassen. „Viele Frauen gehen eher zunächst vielleicht zu einer Frauenärztin, Patienten mit einer chronischen Erkrankung gegebenenfalls zu anderen Fachärzten.“
Bei Akuterkrankungen sollen sich die Patienten hingegen erst an die zentrale Telefonnummer 116117 wenden. „Wir müssen das System mit der zentralen Nummer 116117 stärken. Wenn sich hier die Patienten bei Akuterkrankungen melden, kann schnell definiert werden, ob und wie schnell ein Arztbesuch nötig ist“, fuhr Gassen fort.
Das Ergebnis wäre eine sinnvolle bundesweite Patientensteuerung für akute Fälle. Wer aber direkt in die Notfallambulanz geht, soll zahlen. „Viele Menschen, die in die Klinikambulanzen kommen, sind keine echten medizinischen Notfälle. Manche wissen es einfach auch nicht besser", fügte Gassen hinzu.
„Mein Vorschlag: Erst die 116117 anrufen, hier erfolgt die Ersteinschätzung mit Empfehlung einer Versorgungsebene. Viele würden dann nicht mehr in die Ambulanz gehen.“ Wer dann aber wider besseres Wissen in die Notaufnahme gehe, solle eine Zusatzgebühr zahlen, fordert der KBV-Chef. Gassen forderte indes mehr Geld für die Stärkung der zentralen Nummer.
"Derzeit bezahlen die Niedergelassenen die Nummer 116117 mit ihrem Geld. Dabei handelt es sich um eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe und letztlich Daseinsvorsorge", sagte er. "Um diese Dienste massentauglich weiter ausbauen zu können, bedarf es zusätzlicher Finanzmittel." Für einen "niedrigschwelligen und komfortablen Dienst" seien rund 100 Millionen Euro pro Jahr notwendig.
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