Ärzteschaft

KBV-Chef sieht Praxen bereit für Coronaimpfungen

  • Freitag, 26. März 2021
KBV-Chef Andreas Gassen /Maybaum
KBV-Chef Andreas Gassen /Maybaum

Berlin – Schnelle und flächendeckende Coronaimpfungen seien der Weg zur „ersehnten Rückkehr zur Normalität“, sagte heute Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Zeigen wir der Politik nun, dass wir das Impfen können“, kommentierte Gassen im Rahmen der KBV-Vertreterversammlung den bevorstehenden Impfstart in den Arztpraxen.

Die Arztpraxen und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) stünden bereit, so Gassen. Die Bedingun­gen seien klar und seit langem kommuniziert. Man brauche vor allem „eine ausreichende und kontinu­ier­liche Lieferung“ von Impfstoffen an die Praxen – in einer Größenordnung von etwa drei bis vier Mil­lio­nen Dosen pro Woche. Dann könne man bis zum Sommer weite Teile der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 impfen und so entscheidend dazu beitragen, die pandemiebedingten Beschränkungen obsolet zu machen.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe zugesagt, dass die Bedingungen, die vom KV-System im Vorfeld als unverzichtbare Voraussetzungen für den Impfstart definiert wurden, gesichert seien: Die Pra­xen sollen mit präzise angekündigten Impfstoffmengen versorgt werden. Zwar seien dies in den ersten Wochen nur um die 20 Dosen pro Arzt, je nach Stand der Impfstoffbeschaffung solle es jedoch sukzessi­ve mehr werden.

„Eine weitere wichtige Zusage betrifft die angepasste Impfverordnung, ohne die es keine Rechtsgrund­lage für die Praxen gibt: Die Priorisierung der zu Impfenden kann von den Praxen flexibel gehandhabt werden, für den Fall, dass sie wider Erwarten am Ende der Woche noch Dosen übrighaben sollten“, er­läuterte Gassen.

Außerdem werde in der Impfverordnung offengelassen, ob Haus- oder Fachärzte impfen. Aus der Sicht des KBV-Chefs „sachgerecht“, da die Devise lauten müsse: „Wer impfen kann und will, der soll es tun.“ Nur so könne man „der Dauerspirale von Lockdowns, Rücknahme von Einschränkungen und deren er­neuter Verschärfung“ entkommen.

Langfristig könne das Impfen ohnehin nur in Praxen stattfinden, erklärte Gassen. Es sei sehr wahrschein­lich, dass die COVID-19-Schutzimpfung regelmäßig an das sich verändernde Virus angepasst und Im­pfungen wiederholt werden müssten. „Dann wird es ähnlich wie bei der jährlichen Grippe-Schutzim­pfung laufen müssen. Spätestens dann wird das Impfen auch gegen Corona zur Routine werden müssen.“ Das gehe nicht ohne die Praxen, deren ärztliches Knowhow und die geübten Distributionswege.

Von einigen Politikern vermisst der KBV-Chef die Anerkennung der Leistung der Praxen in der Pandemie: „Seit Monaten werden der Öffentliche Gesundheitsdienst, Krankenhäuser und Pflege hofiert und mit Zu­wendungen bedacht.“

Das sei in den meisten Fällen auch völlig berechtigt. „Die Praxen scheinen jedoch zu einer Randerschei­nung der Versorgung degradiert zu werden.“ Und sies obwohl seit Beginn der Pandemie bis heute die nie­dergelassenen Ärzte „den Löwenanteil“ der COVID-19-Patienten versorgt haben und immer noch ver­sorgten.

Gassen kritisierte zudem den Erweiterten Bewertungsausschuss (EBA), in dem die Finanzierung der stark gestiegenen Hygienekosten in den Praxen geklärt werden sollte. Auf Basis einer Erhebung des Zentral­ins­tituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu Hygienekosten in Vertragsarztpraxen hatte die KBV 368 Millionen Euro gefordert – von Seiten der Unparteiischen seien für diesen Zweck aber nur 90 Millio­nen Euro geboten worden.

Zudem habe es eine Absage für alle weiteren Finanzierungsschritte für Digitalisierungsmaßnahmen ge­geben, so Gassen. Die Begründung hierfür laute, die Mehrkosten ließen sich im Gegenzug durch Einspa­run­gen und geringere Bürokratiekosten ausgleichen. Diesen „Nichtbeschluss“ des EBA werde man nicht einfach hinnehmen.

aha

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