Ärzteschaft

KBV wehrt sich gegen Forderung nach mehr Geld für Klinik-Notfall­ambulanzen

  • Mittwoch, 9. September 2015
Uploaded: 17.02.2015 17:42:17 by mis
dpa

Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat der Forderung nach zusätzlichen Mitteln für Klinik-Notfallambulanzen eine scharfe Absage erteilt. „Wenn Krankenhäuser ihre Notfallambulanzen aktiv bewerben, ist es kein Wunder, dass Patienten diese Einrichtungen auch nutzen, obwohl sie keine Notfälle sind“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Schwach ausgelastete Kliniken sollten eher geschlossen, als durch unechte Notfälle gefüllt werden, forderte der KBV-Chef.

Er reagierte damit auf eine Forderung des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Georg Nüßlein. Dieser hatte sich dafür ausgesprochen, den Krankenhäusern mehr Geld für die Behandlung ambulanter Notfälle zu geben. „Wir müssen das Honorar für die Krankenhäuser erhöhen und es auf der anderen Seite anrechnen“, sagte der CSU-Politiker. Je mehr Krankenhäuser ambulant behandelten, desto weniger Honorar sollten die niedergelassenen Ärzte erhalten. Schließlich schickten die niedergelassenen Ärzte immer mehr Patienten in die Kliniken, so Nüßlein.

„Das ist eine Fehleinschätzung“, sagte Gassen. In Gebieten mit vielen niedergelassenen Ärzten gingen die Patienten eher selten in die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser, in Regionen mit vielen Krankenhausbetten dagegen mehr Patienten. Dies zeige eine jüngst veröffentlichte Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Gassen kritisierte, dass Kliniken immer öfter mit ihren Notfallaufnahmen um Patienten aus dem ambulanten Bereich werben. Offenbar seien die Krankenhäuser nicht ausge­lastet und wollten ihre freien Kapazitäten mit zusätzlichen Notfallpatienten füllen. „Was wir brauchen, ist die Aufhebung aller versorgungsfremden Mengenbegrenzungen für ambulante Leistungen, damit in noch mehr Regionen unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden können“, so der KBV-Vorstandsvorsitzende.  

Kritik an der Forderung Nüßleins kommt auch vom NAV-Virchowbund. „Kein nieder­gelassener Arzt schickt seine Patienten grundlos gezielt in die Notaufnahme. Die Ursache liegt oftmals im Anspruchsdenken der Patienten, aber auch in der Akquise von Kliniken, die auf ihren Internetseiten mit der Notaufnahme werben“, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV. Die hohen Kosten der Behandlung ambulanter Notfälle in den Kliniken resultierten vor allem aus der Überdiagnostik in den Notaufnahmen und daraus, dass der Patient nicht auf Fachärzte, sondern auf Ärzte in Weiterbildung treffe, erklärte Heinrich.

hil

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