Ärzteschaft

KBV will Belegarztwesen umgestalten

  • Freitag, 30. Juni 2017

Berlin – Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat einen Umbau des Belegarztwesens gefordert. „Angesichts der zunehmenden Ambulantisierung der Medizin ist es notwendig, das Belegarztsystem, das in den letzten Jahren ins Hintertreffen geraten ist, neu aufzustellen“, sagte Gassen auf dem KBV-Sicherstellungskongress in Berlin.

Dies stehe im Zusammenhang mit dem unter anderem von der Politik geforderten Abbau von Überkapazitäten im stationären Bereich. Es gehe allerdings nicht darum, „mit grober Kelle“ ein Drittel der Krankenhäuser „abzuräumen“. „Wir stellen uns eine neue Konzeption vor“, sagte Gassen. Kleine Krankenhäuser mit 50 bis 70 Betten in strukturschwachen Gebieten könnten in Gesundheitszentren umgewandelt werden. Ein Teil der vorhandenen Betten könnten dann von Vertragsärzten für eine kurze Zeit ambulant mit Patienten belegt werden.

SpiFa befürwortet KBV-Modell

„Es geht um Betten für Patienten, die bei einer grundsätzlich ambulanten Versorgung kurzfristig einen stationären Aufenthalt benötigen, zum Beispiel ältere Patienten, die bei der Einstellung ihres Blutdrucks überwacht werden sollen“, erklärte Gassen. Bislang würden diese Patienten für eine längere Zeit stationär aufgenommen. Das sei in solchen Fällen aber unsinnig, sowohl in medizinischer Hinsicht als auch für die Lebensqualität des Patienten. Koordiniert werden solle alles von den Hausärzten.

Die Forderung nach einer Umgestaltung des Belegarztwesens ist auch im Acht-Punkte-Plan der KBV enthalten, dem die Vertreterversammlung im Mai einstimmig zugestimmt hatte, und mit dem sich die KBV vor der Bundestagswahl positioniert hat.

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) befürwortet die Vorschläge der KBV. Auf diese Weise könnten ambulante und stationäre Behandlungsstrukturen miteinander verzahnt werden. „Das Belegarztwesen ist ein weltweit verbreitetes Modell für eine gut funktionierende intersektorale Versorgung der Patienten und darüber hinaus die einzige Versorgungsstruktur, in welcher die Patienten über alle Sektoren hinweg durch die gleiche Ärztin beziehungsweise den gleichen Arzt betreut werden“, sagte SpiFa-Hauptgeschäftsführer Lars Lindemann.

Eine Versorgung für alle

Auf dem Sicherstellungskongress betonte Gassen zudem, dass die Sicherstellung die Kernaufgabe der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassenärztlichen Vereinigungen sei. „Das machen wir vollumfänglich, nicht nur in der Metropole, sondern auch auf der Hallig. Wir bieten eine Versorgung für alle, überall“, machte er deutlich.

Der Sicherstellungsauftrag sei kein dankbarer Job, betonte Jochen Metzner, Referatsleiter Krankenhausversorgung im hessischen Sozialministerium, auf dem Kongress, und fragte: „Wer solle diese Arbeit sonst machen, wenn nicht die KVen und die KBV?“

Die Telemedizin werde im Übrigen „dramatisch überschätzt“, um die Sicherstellung zu gewährleisten, meinte Gassen weiter. Sie wecke Hoffnung, die wahrscheinlich so nicht zu erfüllen seien. „Die Telemedizin liefert nicht die Antwort auf Versorgungsfragen in der Fläche“, betonte Gassen. Sie könne höchstens ein ergänzendes Element sein.

fos

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