Ärzteschaft

Gassen lehnt fundamentale Änderungen des Gesundheitssystems ab

  • Donnerstag, 17. August 2017

Berlin – Gesundheitspolitik ist im Bundestagswahlkampf kaum Thema. Für Andreas Gassen, den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), ein Zeichen dafür, dass die Gesundheitsversorgung hierzulande hervorragend funktioniert. Dennoch sieht er auch künftig Handlungsbedarf.

Gassen betonte im Gespräch mit KV-On, es gebe „nicht wirklich Druck, etwas zu verän­dern“. Es sei richtig, das System zu verbessern und die Stabilität zu halten. Für grund­sätzliche Reformen, zum Beispiel die Einführung einer Bürgerversicherung, gebe es jedoch keine Notwendigkeit. Solche Überlegungen zeugten entweder von völliger Unkenntnis der Sachlage oder offenbarten ein rein ideologisches Verständnis von Gesundheitsversorgung, sagte der KBV-Vorstand.

Gassen warnte eindringlich davor, das wichtige Gut Gesundheitsversorgung „auf dem Altar politischer Denkspiele“ zu opfern. Auch wenn es immer Verbesserungsoptionen gebe und kein System perfekt sei, müsse das bestehende System evolutionär entwi­ckelt und verbessert werden, zeigte sich der KBV-Chef überzeugt.

Als einen Punkt macht er den Ausbau der ambulanten Strukturen aus. „Wir müssen die ambulante Versorgung zukunftsfest machen“, unterstrich Gassen. Diese Aufgabe sei nicht trivial und auch mit Systemwechseln nicht zu meistern. Das Konzeptpapier KBV 2020 biete dafür aber die geeigneten Lösungen an.

In Bezug auf den Umbau der Krankenhauslandschaft wiederholte Gassen die Vorstel­lungen der KBV. Diese habe mit ihrem Vorstoß, überflüssige Krankenhauskapazitäten umzuwidmen und die Zusammenarbeit von Kliniken und niedergelassenen Ärzten zu verstärken, intensive Diskussionen ausgelöst.

Der KBV-Chef betonte, es sei bei dem Thema relevant, Nöte und Sorgen der Patienten vor Ort wahrzunehmen. Dies hätten „natürlich Angst“, dass sich die medizinische Versorgung verschlechtern könnte, wenn ein seit ewigen Zeiten dort verortetes Krankenhaus plötzlich schließt. „Das ist aber das, was wir nicht wollen“, stellte Gassen klar. Es gehe vielmehr darum, überflüssige Krankenhauskapazitäten zu reduzieren und sie in Ballungszentren zukunftsfest zu machen.

Von der Politik wünschte sich Gassen, dass diese sich künftig stärker als bisher zur gemeinsamen Selbstverwaltung bekenne. Es wäre gut, wenn die Parteien das System der Selbstverwaltung weiter erhalten, und nicht, wie in den vergangenen Jahren mitunter geschehen, schwächen würden. Gassen forderte mehr Spielräume und einen „gewissen Vertrauens­zuschuss“ für die Selbstverwaltung.

hil/sb/EB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung