Medizin

Kernspin statt CT/PET: Tumorstaging ohne Strahlenrisiko gleichwertig

  • Mittwoch, 19. Februar 2014
Uploaded: 19.02.2014 17:20:46 by mis
dpa

Stanford – Eine Kernspintomographie mit dem Kontrastmittel Ferumoxytol könnte künftig eine Krebsdiagnostik ohne Strahlenbelastung ermöglichen. In einer ersten Vergleichs­studie in Lancet Oncology (2014; doi: 10.1016/S1470-2045(14)70021-X) war die neue Untersuchung dem derzeitigen Standard eines kombinierten CT/PET-Scans beim Staging pädiatrischer Tumoren gleichwertig.

Computertomographie (CT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) belasten die Patienten mit einer nicht unerheblichen Strahlendosis. Selbst bei den auf Kinder adap­tierten „low-dose“-Protokollen belastet ein Ganzkörper-CT/PET die Kinder mit 10 bis 20 mSv, was 700 bis 750 Röntgenuntersuchungen des Thorax entspricht.

Vor dem Hintergrund, dass das Krebsrisiko durch ionisierende Strahlen bei Kindern dreifach höher ist als bei Erwachsenen, wird derzeit nach Alternativen gesucht. Ein Ausweg könnte eine Kernspintomographie mit Ferumoxytol als Kontrastmittel sein.

Ferumoxytol ist (in den USA seit 2009, in Europa seit 2012) zur intravenösen Eisenthera­pie der Eisenmangelanämie zugelassen. Die Nanopartikel werden rasch von den Makrophagen des retikuloendothelialen Systems aufgenommen. Dies erleichtert die Darstellung von lymphatischem Gewebe, Milz und Knochenmark, die in der konventio­nellen Kernspintomographie nur schwer vom umgebenden Gewebe abgegrenzt werden können.

Ein Team um Heike Daldrup-Link von der Stanford Universität hat die neue Kernspintomographie-Untersuchung bei 22 Patienten im Alter zwischen 8 und 33 Jahren mit dem Standard aus CT/PET verglichen; 21 Patienten hatten lymphoproliferative Malignome (Lymphome/Leukämien), zwei Patienten hatten Knochensarkome. Mit dem PET-CT-Standard wurden 163 von 174 Läsionen gefunden. Die Kernspintomographie mit Ferumoxytol erkannte 158 von 174 Läsionen. Die beiden Methoden unterschieden sich weder in Sensitivität (PET-CT 93,7 Prozent, Ferumoxytol-Kernspin 90,8 Prozent), Spezifität (97,7 versus 99,5 Prozent) noch in der diagnostischen Genauigkeit (97,2 versus 98,3 Prozent).

Kernspintomographie kommt ohne ionisierende Strahlen aus
Damit waren beide Untersuchungen gleichwertig. Für die Kernspintomographie spricht, dass sie völlig ohne ionisierende Strahlen auskommt. Ganz ohne Risiken ist sie indes nicht. Die FDA warnte bereits 2011 vor möglichen anaphylaktischen Reaktionen, die bei 3 von 1.726 Patienten (0,2 Prozent) nach der intravenösen Gabe von Ferumoxytol aufgetreten waren.

Leichtere Überempfindlichkeitsreaktionen wie Pruritus, Hautausschlag oder Keuchen wurden bei 63 von 1.726 Patienten (3,7 Prozent) bemerkt. Der bei der PET verwendete Tracer 18F-FDG hat sich dagegen in den 35 Jahren seit der ersten Anwendung als sicher erwiesen.

Ob sich die Kernspintomographie mit dem Kontrastmittel Ferumoxytol als Alternative zur CT/PET beim Tumorstaging durchsetzen wird, lässt sich nach der Anwendung bei gerade einmal 23 Patienten noch nicht vorhersagen, meint der Editorialist Thomas Kwee vom Universitair Medisch Centrum Utrecht. Die Untersuchung müsse zunächst in weiteren klinischen Studien bei pädiatrischen Patienten evaluiert werden.

rme

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