Ärzteschaft

Kinder benötigen beim Sport altersgemäße Trainingskonzepte

  • Mittwoch, 28. April 2021
/picture alliance, Myriam Tirler
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Jena – Nicht nur in der Krankenversorgung, auch beim Sporttraining gilt: Kinder sind keine kleinen Er­wachsenen. Das betont die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Des­halb sollten Lehrer und Trainer beim Sport explizit darauf achten, kein reduziertes Erwachsenentraining, sondern ein kind- und entwicklungsgerechtes Training anzubieten.

„Während die Skelettmuskulatur morphologisch zwischen Kindern und Erwachsenen sehr ähnlich ist, gibt es bedeutende Unterschiede im Stoffwechsel und damit der Funktion der Muskeln, die es für das kindgerechte Training zu berücksichtigen gilt“, hieß es aus der Fachgesellschaft.

Die Energiebereitstellung erfolge zugunsten eines oxidativen Stoffwechsels. Deshalb sei zum Beispiel ein isoliertes und fokussiertes Krafttraining nicht zielführend. „Ein alleiniges Training der anaeroben Ka­pazität ebenso wenig, wegen eingeschränkter Laktatbildung“, so die GOTS.

Der kindliche beziehungs­wei­se jugendliche Bewegungsapparat sei im Vergleich zum Erwachsenen zu­dem empfindlicher, Überlast­ungsschäden durch unphysiologische Trainingsreize träten rascher ein.

„Die Belastungsverträglichkeit kann bei kalendarisch und auch biologisch gleichaltrigen Kindern sehr un­terschiedlich sein“, warnt die Fachgesellschaft. Ein kindgemäßes Muskel- und Krafttraining habe hin­gegen positive Auswirkungen auf die gesamtmotorischen Fähigkeiten, betonte die GOTS.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) berichtet unterdessen jüngst, dass sich Kinder und Jugend­liche im zweiten pandemiebedingten Lockdown seit Dezember 2020 durchschnittlich 75 Minuten am Tag bewegt haben. Damit lagen sie deutlich unter den Werten aus dem Frühjahr letzten Jahres, als alle Sport­vereine und Freizeitangebote zum ersten Mal wegen der Coronapandemie schließen mussten.

„Waren es im Frühjahr 2020 noch 144 Minuten Bewegungszeit am Tag, sind es jetzt nur noch 61 Minu­ten. Das Niveau liegt nun auch unter dem vor der Coronapandemie. Vorher bewegten sich die Kinder und Jugendlichen etwa 107 Minuten täglich“, erläutert Alexander Woll, Leiter des Instituts für Sport und Sport­wissenschaft am KIT.

Zusätzlich habe sich die Zeit, die die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit vor dem Bildschirm ver­brächten, um 28 Minuten auf nun 222 Minuten am Tag erhöht. „Durch die höhere Inak­tivität gab fast die Hälfte der Befragten nach eigener Einschätzung an, dass ihre Fitness stark gesunken sei. Bei knapp 30 Prozent sei das Gewicht gestiegen“, so Woll.

Die Ergebnisse sind Teil der seit 2003 laufenden Motorik-Modul-Studie (MoMo) des KIT und der Pädago­gischen Hochschule Karlsruhe. Die Wissenschaftler befragen dazu Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren.

hil

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