Kinder mit niedrigem sozioökonomischen Hintergrund sind häufiger krank

Berlin – Zwischen der Gesundheit von Kindern und ihren Elternhäusern gibt es einer neuen Untersuchung der DAK-Gesundheit zufolge in vielen Fällen einen engen Zusammenhang. In Familien mit einem niedrigeren Bildungsstatus der Eltern sind Kinder bis zu dreimal häufiger von Erkrankungen wie Karies oder Übergewicht betroffen als Kinder aus Akademikerhaushalten, wie der heute vorgestellte Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse zeigte.
Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss sind danach im Alter zwischen fünf und neun Jahren bis zu zweieinhalbmal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Akademikerkinder. Bei Zahnkaries gibt es demnach 2,8 Mal so viele Fälle. Auch bei Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen seien Kinder von Eltern ohne Abschluss zu 45 Prozent häufiger betroffen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) mit einem Unterschied von 44 Prozent. „Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der DAK Gesundheit, Andreas Storm. Es gebe nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder.
Mehr Arzneimittel
Die DAK-Analyse zeigt darüber hinaus den Einfluss des sozioökonomischen Familienhintergrunds auf die Art der Gesundheitsversorgung. Kinder bildungsarmer Eltern haben demnach bis zu 68 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekommen bis zu 43 Prozent mehr Arzneimittel verschrieben als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss. Kinder suchtkranker Eltern sind nach der Untersuchung besonders gefährdet. Sie müssen häufiger ins Krankenhaus oder zum Arzt und bekommen mehr Arzneimittel verschrieben als unbelastete Kinder.
Laut DAK-Report ist der Anteil von psychischen Erkrankungen bei Kindern von suchtkranken Eltern stark erhöht. Bei ihnen sind Depressionen um 80 Prozent häufiger als bei unbelasteten Kindern, ADHS um 70 Prozent und Schulangst um 50 Prozent. Acht Prozent aller DAK-versicherten Kinder hatten 2016 mindestens einen Elternteil mit einer ärztlich behandelten Suchterkrankung.
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (bvkj), Thomas Fischbach, zeigte sich bei der Vorstellung der DAK-Studie von den Ergebnissen „wenig überrascht“, denn der Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit sei nicht neu.
„Wir erleben die unselige Allianz zwischen Bildungsarmut und Krankheitslast täglich in unseren Praxen. In den betroffenen Familien steht meist nicht das Kind im Vordergrund, sondern Gewalt, Sucht oder die psychischen Probleme der Eltern“, erklärte der Kinder- und Jugendarzt. Eine von vielen Lösungsansätzen sei mehr „Empowerment“ der Kinder in Kitas und Schulen.
Für die Studie untersuchten Wissenschaftler der Universität Bielefeld die Gesundheitssituation von Kindern und Jugendlichen auf Grundlage von Versichertendaten von fast 600.000 Kindern aus dem Jahr 2016.
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