Kinder-und Jugendärzte warnen vor „Baby-led weaning“
Berlin – Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnt vor einem neuen Trend in der Beikost, dem sogenannten „Baby-led weaning“, einem vom Baby gesteuerten allmählichen Abstillen. Dabei wird der Säugling nicht wie bisher mit Brei und Babynahrung aus dem Gläschen gefüttert, sondern greift zu in Stücke geschnittenen Lebensmitteln, die er sich selbst vom Familientisch nimmt und in den Mund führt. Der „stressfreie Beikostweg“, soll Vorteile für die langfristige Entwicklung eines gesunden Essverhaltens haben.
Der BVKJ weist darauf hin, dass für eine gute Versorgung auch ein ausgewogenes Nahrungsmittelangebot wichtig ist. Dieses könne bei Säuglingen, die „von der Hand in den Mund“ lebten, auf der Strecke bleiben. So könne es zum Beispiel sein, dass das Kind nicht genug Eisen aufnehme, denn die Eisenspeicher der Babys seien schon kurze Zeit nach dem Abstillen praktisch leer. „Wenn das Kind dann nur an einem Stück Fleisch saugt, bekommt es kaum Eisen. Außerdem kann es sein, dass ein motorisch ungeschicktes Kind bei dem Fingerfood-Konzept nicht richtig satt wird. Oder dass es sich an einem Stück Gemüse oder Obst verschluckt“, sagte BVKJ-Sprecher Josef Kahl.
Er rät, Eltern sollten sich in der Beikost weiterhin an dem bewährten und sicheren Ernährungsplan orientieren, wie ihn etwa das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) empfiehlt. Unter dem Schutz der Muttermilch sollten ab Beginn des fünften Monats nach und nach zunächst Brei, dann neue Nahrungsmittel wie Getreide, Gemüse, Obst, und Fleisch eingeführt werden. Das Risiko, eine Allergie zu entwickeln oder eine Zöliakie zu bekommen, bei der man das in verschiedenen Getreidesorten enthaltene Klebereiweiß Gluten nicht verträgt, lasse sich dadurch senken.
Diese Form der Ernährung schließe „Fingerfood“ nicht aus. Eltern könnten dem Säugling zusätzlich zur Beikost Brot, Gemüse oder Obst in Stückchen anbieten, sobald er sie kauen könne.
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