Stillen in Deutschland: aktuelle KiGGS-Daten liefern nur einen kleinen Teil des Monitorings

Berlin – Zwischen den Geburtenjahrgängen 2001/2002 und 2007/2008 nahm die Prävalenz jeglichen Stillens tendeziell zu. Das zeigen Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts, die letzte Woche in der zweiten Ausgabe des Journals of Health Monitoring publiziert wurden (2016, doi: 10.17886/RKI-GBE-2016-038). Die Stilldauer hat sich demnach seit 2001 bis 2008 nicht geändert. Im Vergleich zu regionalen Studien lagen die Stillquoten eher unter dem Durchschnitt.
Während in den Geburtenjahrgängen (GJ) 2001/2002 77 Prozent der Mütter angaben, jemals gestillt zu haben, waren es in den GJ 2007/2008 schon 82,5 Prozent. Nach sechs Monaten waren es 2001/2002 noch fast 50 Prozent, 2007/2008 gute 54 Prozent. Ausschließlich gestillt wurden weit weniger Kinder. Obwohl die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lautet: „Als weltweite Gesundheitsempfehlung sollten Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich gestillt werden, um optimales Wachstum, Entwicklung und Gesundheit zu erlangen.“ Laut KiGGS stillten nach sechs Monaten aber nur noch 10,2 Prozent (2001/2002) der Mütter ihre Kinder ausschließlich und 2007/2008 fast zwölf2 Prozent. Danach fällt die Quote weiter ab.
Ein deutlicher Abfall der Stillquoten sei zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat zu sehen, heißt es in der Publikation – sowohl für ausschließliches, volles als auch jegliches Stillen. Vor allem Mütter von Frühgeborenen mit einfacher Bildung und jene, die auch während der Schwangerschaft rauchten, würden deutlich kürzer stillen.
Experten fordern ein systematisches Stillmonitoring
Von einem Stillmonitoring wäre eine kontinuierliche Auswertung der einzelnen Jahrgänge zu erwarten. Diese können die periodisch erhobenen und zudem retrospektiven KiGGS-Daten jedoch nicht liefern. Auf europäischer Ebene fordert der Aktionsplan „Schutz, Förderung und Unterstützung des Stillens in Europa“ daher auch ein standardisiertes Stillmonitoring. Dafür sollen nach Ansicht der Nationalen Stillkommission verschiedene Datenquellen zusammenfließen, auch die der KiGGS-Studie.
Bereits im Sommer dieses Jahres äußerte Klaus Abraham bei einem Fachgespräch von CDU/CSU zur frühkindlichen Ernährung die Forderungen nach prospektiven Studien. „Von den empfohlenen Stillquoten der WHO ist Deutschland weit entfernt“, vermutete der Vorsitzende der Nationalen Stillkommission. Monitoringprojekte würden seit Jahren scheitern, nicht zuletzt wegen der Finanzierung. Dabei seien die gesundheitlichen Vorteile des Stillens in den ersten sechs Monaten bekannt. Auch im Deutschen Ärzteblatt wurde in der Ausgabe 43/2016 berichtet.
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