Ärzteschaft

Kinderärzte lehnen Einsatz von Sandwesten für Grundschüler ab

  • Montag, 8. Januar 2018
/contrastwerkstatt, stock.adobe.com
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Köln – Kinderärzte lehnen den Einsatz von Sandwesten bei Grund­schülern ab. Der therapeutische Nutzen der Westen bei zappeligen und unkonzentrierten Schülern sei bisher nicht belegt, erklärte Josef Kahl, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, heute in Köln. Zudem warnte er davor, unruhige Kinder dadurch „als Störenfriede oder gar als ADHS-Patienten zu stigmatisieren“.

Im Dezember hatten Medienberichte über den Einsatz von Sandwesten an Grund- und Förderschulen für Wirbel gesorgt. Die Westen wiegen bis zu sechs Kilo und sollen zappelige und unkonzentrierte Grundschüler im Unterricht beruhigen.

Kein Therapieersatz

Sandwesten seien „kein Ersatz“ für eine Therapie einer Aufmerksamkeits­defizit-/Hy­per­aktivitätsstörung (ADHS), erklärte Kahl. „Unruhige, unkonzentrierte Kinder brauchen eine gründliche Abklärung, jedoch nicht durch die Lehrerin.“

Etwa drei bis fünf Prozent eines Jahrgangs sind demnach ADHS-Patienten, die eine Therapie brauchen. Die vielen anderen Kinder, die sich nicht konzentrieren können oder den Unterricht stören, hätten Kahl zufolge meist einfach nicht gelernt, sich den Erfordernissen des Unterrichts anzupassen und eine bestimmte Zeit still zu sitzen. In vielen Schulen seien aber auch die Klassen zu groß, die Räume zu eng und überforderte Lehrer berücksichtigten die individuellen Bedürfnisse der Kinder nicht ausreichend.

„Unruhige Kinder als krank ‚auszusortieren’ und ihnen die Sandweste überzuziehen, löst diese Probleme nicht“, warnte der Ärzteverband. Sinnvoller wäre es, die Kinder besser zu fördern, kleinere Klassen einzurichten und mehr Bewegung in den Unterricht zu integrieren.

afp

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