Ärzteschaft

Kinderärzte raten von Flugreisen mit Neugeborenen ab

  • Freitag, 17. August 2018
/Tropical studio, stockadobecom
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Köln – Eltern sollten ihren vier bis sechs Wochen alter Säuglingen nur in Ausnahmefällen eine Flugreise zumuten, weil die Lunge des Kindes eventuell noch nicht vollständig entwickelt ist. Darauf hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hingewiesen.

„Auch wenn ein Baby unter chronischen Herz- oder Lungenproblemen oder einem Atemwegsinfekt leidet, sollte es nur nach Konsultation des Kinder- und Jugendarztes fliegen“, erklärte Hans-Jürgen Nentwich aus dem wissen­schaftlichen Beirats beim BVKJ. Denn in der Kabine sei die Sauerstoffsättigung geringer als auf dem Boden.

Der Pädiater warnte, auch Kleinkinder bis zum Vorschulalter würden durch die Druck- und Sauerstoffschwankungen, sehr laute Geräusche, Änderung des Schlafrhythmus und Stress sehr stark belastet. Habe ein Kind zwei Wochen vor der Flugreise eine Ohrinfektion oder Ohroperation durchgemacht, sollten Eltern außerdem sicherheitshalber die Flugfähigkeit mit ihrem Pädiater oder einem auf Kinder spezialisierten HNO-Arzt abklären.

„Bei kleinen Kindern funktioniert der Druckausgleich über die eustachische Röhre noch nicht wie bei Erwachsenen. Sind die Gehörgänge nicht frei, gelingt dies schwer. Das kann starke Schmerzen verursachen und im Extremfall auch ein Barotrauma mit Verletzung des Trommelfells zur Folge haben“, so Nentwich.

Gesunde kleine Kinder könnten nur durch ständiges Schlucken den Druck verringern. Säuglinge und Kleinkinder sollten daher beim Steig- und beim Sinkflug nicht schlafen und in kurzen Abständen etwas zu trinken bekommen. Gegebenenfalls könne der Kinderarzt ein abschwellendes Nasenspray empfehlen. 

Neben der Belastung durch den Flug sieht der Verband Fernreisen mit Kindern zu tropischen Zielen auch aus anderen Gründen kritisch: Die Kinder reagieren laut BVKJ empfindlich auf veränderte Tagesabläufe, ungewohnte Nahrungsmittel, Hitze und Flüssigkeitsverluste.

„Ihre Körperkerntemperatur steigt im Vergleich zu Erwachsenen schneller an und ihr Körper kann sich weniger gut selbst abkühlen. Für Kinder mit chronischen Krankheiten können Reisen in ressourcenbeschränkte tropische Länder oft mit einer Krankheitsverschlechterung verbunden sein“, informiert der Berufsverband.

hil

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