Kinderkliniken: Ausbildung von Kinderpflegekräften verbessern

Berlin – Kinderärzte regen subventionierte Strukturen für die Ausbildung in der Kinderkrankenpflege an. Darüber hinaus sollten Kinderkliniken die Ausbildung verpflichtend anbieten.
Davon sprach der Kinderintensivmediziner Florian Hoffmann vom Dr. von Haunerschen Kinderspital, Klinikum der Universität München gestern bei der gemeinsamen Jahrestagung der Fachgesellschaften für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), die pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Kinderanästhesie (WAKKA).
Unzulänglichkeiten aufgrund der generalisierten Ausbildung würde man in der täglichen Arbeit bemerken, sagte Johannes Hübner von der DGPI. Die pädiatrische Infektiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München biete daher eine Anschlussqualifikation für Kinderkrankenpflegefachkräfte an, die aktuell allerdings noch nicht anerkannt sei, berichtete Hübner, der Leiter der Klinik ist.
Hoffmann forderte, dass die Qualifikation in die ersten drei Jahre Ausbildung integriert werden solle. „Es ist ein Skandal, dass wir anschlussqualifizieren müssen, weil es die Ausbildung verlängert und teurer macht“, kritisierte Hoffmann.
2020 hatte die Bundesregierung die generalistische Pflegeausbildung eingeführt, die sowohl Alten-, Kranken-, und Kinderkrankenpflege vereint. Allerdings sieht die Ausbildung auch eine Spezialisierung in der Kinderkrankenpflege vor.
Hoffmann erklärte jedoch, dass nicht alle Pflegeschulen und Kinderkliniken diesen Ausbildungszweig auch anbieten würden. Eine Verpflichtung der Kinderkliniken, die Ausbildung anzubieten sowie eine Subventionierung dafür hält der Pädiater für sinnvoll.
Denn die Kinderkrankenpflegeausbildung sei teurer als die generalistische Ausbildung. Hoffmann zufolge hielte die generalistische Ausbildung Personen mit dem Wunsch, als Krankenpflegerin zu arbeiten davon ab, diesen Weg zu bestreiten.
Ausbildung verbessern allein reicht nicht
Christiane Beck, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der medizinischen Hochschule Hannover, wies darauf hin, dass auch ausgebildete Pflegekräfte nicht im Beruf gehalten werden könnten. Sie sprach sich für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung für Pflegekräfte aus. Aktuell müssten wichtige Operationen etwa bei Krebserkrankungen oder Herzfehlern mehrfach verschoben werden.
Andreas Flemmer von der DGPI drückte sich noch drastischer aus: „Wir leisten uns in Deutschland tote Kinder, die wir nicht versorgen, obwohl sie eine exzellente Überlebenschance hätten, weil wir die Pflege nicht bereitstellen.“ Dies sei ein Armutszeugnis für die Gesellschaft, so der Leiter der Neonatologie am LMU-Klinikum in München.
Ein weiteres Problem sei die Abwanderung von Pflegekräften in Zeitarbeitsfirmen, sagte Hübner von der DGPI. Auch hier müsse die Politik gegensteuern. Zudem fehlten gerade in Ballungsräumen Pflegekräfte, weil sie sich das Leben in einer Stadt wie München nicht leisten könnten, so Hübner.
RSV-Impfung für Klinikentlastungen
Eine andere Stellschraube, die Kinderkliniken zu entlasten, könnte die Prävention vor Infektionen, wie Influenza und dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) sein. „Es sind regelmäßig zwei Monate im Winter, die uns komplett zerlegen“, sagte der Kinderintensivmediziner Hoffmann.
Er appellierte an die Ständige Impfkommission (STIKO) bald eine Empfehlung für die einmalige passive Immunisierung von Neugeborenen gegen RSV auszusprechen. Die Impfung von Schwangeren sei schwieriger durchzusetzen.
„USA, Spanien und Luxemburg haben die Impfung bereits in diesem Winter durchgeführt und gezeigt, dass 90 Prozent aller Krankenhausaufnahmen verhindert werden können und dass die Intensivstationen 40 Prozent weniger mit RSV belegt waren.“ Das habe zu einem starken Ressourcengewinn in den Kliniken geführt.
Die STIKO berät aktuell zu diesem Thema und will eigenen Angaben zufolge spätestens diesen Sommer Empfehlungen abgeben. Die pädiatrischen Fachgesellschaften empfehlen aktuell die Impfung von Kindern mit erhöhtem Risiko.
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