Ärzteschaft

Klima- und Umweltfolgen von Arzneimitteln transparent machen

  • Montag, 2. Juni 2025
/RRF, stock.adobe.com
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Leipzig – Die Bundesregierung soll dafür Sorge tragen, dass die Klima- und Umweltauswirkungen von Arzneimitteln transparenter werden. Dazu müssten vergleichbare und standardisierte Daten bereitgestellt werden, forderte der 129. Deutsche Ärztetag in Leipzig.

Auch Fachgesellschaften, Berufsverbände und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sollen demnach in ihren Leitlinien Faktoren wie Treibhausgasemissionen und Umweltauswirkungen von Arzneimitteln im Kontext ihrer therapeutischen Notwendigkeit thematisieren und entsprechend der aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Datenbasis berücksichtigen.

Es sei notwendig, dass Ärztinnen und Ärzte die Informationen erhielten, die für einen nachhaltigen Einsatz von Arzneimitteln in der Praxis relevant seien, hieß es. Angesichts des demografischen Wandels sei davon auszugehen, dass der Medikamenteneinsatz weiter zunehmen wird.

Allerdings würden Arzneimittel sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor erheblich zum CO2-Fußabdruck des Gesundheitssektors beitragen. Ihre Abbauprodukte würden zudem über das Abwasser in Oberflächengewässer wie Flüsse und Seen sowie ins Grundwasser gelangen und so die Umwelt belasten.

Die Identifizierung therapeutisch gleichwertiger Produktalternativen mit weniger belastenden Umweltfolgen sei dabei ein möglicher Ansatz zur Reduzierung der Umweltauswirkungen. Schweden sei hier ein positives Beispiel, an dem man sich orientieren könne.

Dort gebe es eine Liste mit Empfehlungen für Arzneimittel, die die Ärzteschaft dazu befähige, bei gleichwertig wirksamen Produkten dasjenige mit der geringsten Umweltschädlichkeit auszuwählen.

In Deutschland hingegen würden bisher nur für wenige Medikamentengruppen Daten zur Treibhausgasbilanz zur Verfügung stehen, beispielsweise für die Gruppe der Inhalativa. Eine einheitliche und systematische Datenbank zu ökotoxikologischen Angaben sei in Deutschland hingegen nicht abrufbar.

„Umso mehr bestärkt der 129. Deutsche Ärztetag erste Schritte zur Einführung eines Umweltinformations- und -klassifikationssystems für Arzneimittel durch das Umweltbundesamt“, heißt es im von den Delegierten verabschiedeten Antrag.

Dabei sei aber unabdingbar, dass in der Klassifikation von Arzneimitteln bezüglich ihres potenziellen Schadens für die Umwelt ihre therapeutische Notwendigkeit berücksichtigt wird. Ein wichtiger Aspekt sei zudem der Vergleich unterschiedlicher Darreichungsformen von Arzneimitteln mit identischen Wirkstoffen und Indikationsgebieten.

Dass notwendige Arzneimittel ohne gleichwertige therapeutische Alternative nicht zum Einsatz kommen, weil sie als umweltbelastend eingestuft sind, müsse hingegen ausgeschlossen werden.

Zudem müssten auch die Patienten für die Thematik sensibilisiert werden. So könnten öffentliche Kampagnen zur ordnungsgemäßen Entsorgung von Arzneimitteln über den Haus- oder Restmüll hilfreich sein.

„Unabhängig davon bleibt der sparsame Umgang mit Arzneimitteln im Sinne der rationalen und rationellen Arzneimitteltherapie ein wichtiges Anliegen der deutschen Ärzteschaft“, heißt es weiter im Antrag.

Dies müsse durch konkrete Optionen des Absetzens ergänzt werden, unter anderem, indem Informationen zu individuellem Deprescribing beziehungsweise Absetzstrategien mehr ins Bewusstsein gelangen und zur Gesundheitskompetenz beitragen.

„Diese werden als neuer Standard für alle Informationen zu Medikamenten gefordert und sollen in der Forschung einen prominenten Platz erhalten“, heißt es weiter. „Eine rationale und rationelle Arzneimitteltherapie führt sowohl zu besseren Ergebnissen für die Patientinnen und Patienten als auch zu weniger Verordnungen von Arzneimitteln und damit zu mehr Nachhaltigkeit.“

lau

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