Vermischtes

Klinikmanager setzen auf ambulante Erlöse

  • Freitag, 3. Juni 2016
Uploaded: 21.11.2013 11:56:49 by mis
/dpa

München – Seit Jahren bewegen sich viele Kliniken in Deutschland in den roten Zahlen. Der wirtschaftliche Druck ist enorm. Dass eine Besserung nicht in Sicht ist, zeigt nun die „Kranken­hausstudie 2016“ von Roland Berger. Demnach hat sich zwar die finanzielle Lage der Kliniken 2015 leicht verbes­sert. Trotzdem konnten 30 Prozent der Häuser keinen Jahres­über­schuss erwirtschaften.

Für das laufende Jahr rechnen viele Ein­richtungen sogar mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Mittelfristig gehen mehr als 70 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer großer deutscher Krankenhäuser von eingetrübten Rahmenbedingungen aus.

„Der wirtschaftliche Druck auf die Kliniken wird trotz der jüngsten Krankenhausreform in den nächsten Jahren anhalten“, sagte Peter Magunia, Leiter Roland Berger Healthcare Practice. Der Weg zur Gesundung sei trotz vielerorts begonnener Restrukturierungs­maß­nahmen oft noch „sehr lang“. Die angespannte wirtschaftliche Situation und stag­nierende Fördermittel führten außerdem dazu, dass die Investi­tions­fähigkeit vieler Ein­richtungen eingeschränkt sei. Etwa die Hälfte aller Krankenhäuser investiere daher nicht in ausreichendem Maße.

Restrukturierung bleibt ein Dauerbrenner
Folge der schwierigen ökonomischen Lage der Kliniken ist, dass die Häuser den einge­schlagenen Spar- und Optimierungskurs beibehalten. Derzeit befinden sich nach Studienangaben 70 Prozent der Häuser in einer Restrukturierungsphase. Mehr als 75 Prozent der befragten Manager wollen ihre Restrukturierungsbemühungen mit „hoher Intensität“ weiterführen.

Im Vordergrund stehen laut Analyse dabei in den nächsten Jahren klassische Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung im Bereich der stationären Erlöse und der medizinischen Sachkosten. „Es wird spannend zu beobachten, ob sich Krankenhäuser weiterhin auf höhere stationäre Erlöse konzentrieren werden, wenn ab 2017 der Fixkostende­gressionsabschlag eingeführt wird“, sagte Magunia. Denn der Abschlag mache es für die Kliniken deutlich unattraktiver, schnell zu wachsen.

Uploaded: 03.06.2016 11:40:42 by lode Quelle: http://www.rolandberger.de/media/pdf/Roland_Berger_Krankenhaus_Restrukturierung_2016_FINAL_20160531.pdf © "Roland Berger Krankenhaus Restrukturierungsstudie 2016"
/Roland Berger Krankenhaus Restrukturierungsstudie 2016

Aus Sicht der Studienautoren reichen „klassische“ Optimierungshebel bereits heute nicht mehr aus. Demnach führe die alleinige Fokussierung auf das stationäre Kerngeschäft häufig nicht mehr zu den gewünschten Resultaten. Deshalb plane rund die Hälfte der befragten Krankenhausmanager, auch die ambulanten Erlöse zu steigern, heißt es. Ebenso rücken laut Befragung Einsparungen bei den Personalkosten wieder in den Vordergrund.

„Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Effizienz der Abläufe bleiben eine der überlebens­notwendige Schlüsselaufgaben für Krankenhäuser“, betonte Andreas Robeck, Partner und Restrukturierungsexperte von Roland Berger. Er mahnt das Management jedoch, neue Wege zu gehen. Zur Verbesserung der Investitions­fähigkeit könnten beispielsweise, wie in anderen Ländern, höhere Spendenmittel beitragen. Die befragten Manager sehen allerdings professio­nelles Fundraising nicht als wichtige Maßnahme an. „Die meisten Krankenhäuser haben die Möglichkeiten von Fundraising noch nicht annähernd ausgeschöpft. In einer aktu­ellen gemeinsamen Studie mit dem Deutschen Fundraising Verband haben wir heraus­gefunden, dass hier großes Potenzial verborgen liegt“, sagte Magunia.

Einbindung der Beteiligten als Erfolgsfaktor
Herausforderungen sehen die befragten Klinikmanager darin, eine ausgewogene Balance zwischen Medizin und Ökonomie zu finden (69 Prozent) sowie im Überwinden von Widerständen auf Seiten der Mitarbeiter (71 Prozent). Entsprechend sehen 96 Prozent der Befragten auch die Unterstützung durch Führungskräfte und Mitarbeiter als die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Restrukturierung. 89 Prozent halten eine klare und transparente Kommunikation für wichtig und 69 Prozent die Unterstützung durch Träger und Aufsichtsrat.

Potenzial der Digitalisierung noch nicht ausgeschöpft
Die zunehmende Digitalisierung der stationären Versorgung sehen die Befragten als wichtigen und erfolgversprechenden Trend. 79 Prozent haben in ihren Restrukturie­rungs­initiativen solche Aspekte berücksichtigt. Allerdings hapert es vielfach an der Umsetzung. Nur 17 Prozent der befragten Einrichtungen profitieren bisher wirtschaftlich klar von Digitalisierungsmaßnahmen. „Viele Krankenhäuser schaffen es bisher nicht, die Digitalisierung für sich wirtschaftlich nutzbar zu machen“, sagte Magunia. Das könne am eher klassischen Verständnis der Krankenhausmanager von Digitalisierung liegen.

Bisher komme Digitalisierung vor allem zur Optimierung interner und externer Informati­ons­flüsse zum Einsatz. Das Potenzial der Digitalisierung zur tiefgreifenden Optimierung der Krankenhausprozesse werde dagegen noch nicht genutzt, so Magunia. Ihn verwundere es wenig, dass das Thema noch nicht richtig im Krankenhausmanagement angekommen sei. „Themen wie Fachkräftemangel und der anhaltende wirtschaftliche Druck werden dringender eingeschätzt als das Zukunftsthema Digitalisierung“, meinte Magunia. Er ist sich jedoch sicher, dass die Digitalisierung tiefgreifende Auswirkungen auf die stationäre Versorgung mit sich bringen wird.

Für die Studie wurden Vorstände und Geschäftsführer der 400 größten deutschen Krankenhäuser befragt.

may

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