Klöckner und Spahn verweisen erneut auf Gefahren durch Antibiotika in Tiermast

Berlin – Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) haben erneut auf die Gefahren durch den verbreiteten Antibiotikaeinsatz in der Geflügelmast hingewiesen.
Die Geflügelwirtschaft solle innerhalb von zwei Monaten eine Strategie vorlegen, wie dieser verringert werden könnte, teilte das Landwirtschaftsministerium gestern nach einem Treffen mit Branchenvertretern vom Vortag mit. Daran war auch das Gesundheitsministerium mit Staatssekretär Thomas Steffen beteiligt.
Die von der Branche geforderte Strategie soll laut Landwirtschaftsministerium „Maßnahmen mit zeitlich verbindlichen Stufen enthalten, die zu einer signifikanten Reduktion des allgemeinen Antibiotikaeinsatzes sowie insbesondere des Einsatzes von Reserveantibiotika führt“. Fachleute der beiden beteiligten Ministerien sollten die Vorschläge bewerten und auf ihre Wirksamkeit hin prüfen, hieß es weiter.
„Jede Anwendung von Antibiotika kann die Entwicklung von Resistenzen nach sich ziehen. Den Einsatz bei Mensch und Tier müssen wir auf das absolut notwendige Maß reduzieren“, forderte Klöckner in Berlin. Ähnlich hatte sie sich bereits vor einigen Wochen geäußert.
Auch Spahn erklärte, es sei „unabdingbar, dass in der Tierzucht der Gebrauch von Antibiotika weiter reduziert wird“. Hier bestehe „in einigen Bereichen Nachholbedarf“. Die Grünen haben Klöckner wiederholt Untätigkeit im Umgang mit dem Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft vorgeworfen.
Der Antibiotikaeinsatz in Ställen ist nach amtlichen Daten gesunken, bei Geflügel werden aber weiterhin viele besonders wichtige Reserveantibiotika genutzt. Klöckner hatte bei Bekanntgabe der Zahlen im Juni gesagt, der hohe Anteil bei Geflügel sei nicht akzeptabel, und die Branche zum Handeln aufgefordert – ansonsten drohten gesetzliche Schritte.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund rief die Politik zum Handeln auf. „Der massive Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelmast macht uns Ärzten große Sorgen“, hatte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, bereits gestern gesagt. Die Reserveantibiotika seien dringend für die Therapie schwerer Infektionen nötig, die mit konventionellen Substanzen nicht mehr behandelt werden könnten.
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