Anteil Vancomycin-resistenter Enterokokken steigt deutlich an

Berlin – Die Resistenzsituation von Bakterien auf Antibiotika und Antibiotikaklassen hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland für einzelne Erreger unterschiedlich entwickelt. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag. Grundlage sind Daten von 2017, die auf die Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) des Robert-Koch-Instituts (RKI) zurückgeht.
Demnach hat vor allem der Anteil Vancomycin-resistenter Enterokokken (VRE) „über die letzten vier Jahre signifikant zugenommen“, wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ausführt. Waren 2014 noch 9,1 Prozent der VRE-Erreger resistent gegen Vancomycin R, sind es 2017 16,5 Prozent gewesen. Ebenfalls deutlich angestiegen sind die Resistenzen bei Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae (siehe Grafik).
„Bei den Enterobakterien (MRGN) ist eine Veränderung der Lage zu beobachten: Bei Klebsiella (K.) pneumoniae nimmt die Resistenz gegenüber allen untersuchten Antibiotikaklassen mit Ausnahme der Carbapeneme signifikant zu“, erklärt der Ministerium. Bei Escherichia (E.) coli nähmen die Resistenzen gegen Dritt-Generations-Cephalosporinen zu.
Bei Pseudomonas aeruginosa sei das Bild sehr stabil, die Lage bei Acinetobacter spp. sei ebenfalls nahezu unverändert. Für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) setze sich der bereits seit mehreren Jahren beschriebene rückläufige Trend fort.
Für den Mediziner und Bundestagsabgeordneten der FDP, Andrew Ullmann, zeigen die Antworten „mehrere besorgniserregende Umstände“. „Die Gefahr besteht, dass die globale Gesundheitsversorgung in ein prä-antibiotisches Zeitalter zurückfällt. Die Auswirkungen wären katastrophal“, sagte er. Er bezeichnet es zwar als erfreulich, dass die Zahl der Infektionen mit MRSA zurückgeht. „Aber leider steigt dafür die Entwicklung von resistenten Darmkeimen, Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)“, sagt er.
Die Antwort liefert auch Daten zu Screeninguntersuchungen auf multiresistente Keime in Krankenhäusern oder zu Hygienefachkräften. So hat sich zum Beispiel die Zahl der Krankenhäuser, die alle Patienten auf multiresistente Keime untersuchen, und die am ARS teilnehmen, von 2013 auf 2017 um rund 60 Prozent erhöht. Bei den Hygienefachkräften zeigt sich, dass 2017 980 von 1.942 Krankenhäusern (50 Prozent) mindestens eine Hygienefachkraft haben. 2005 waren es von 2.139 Kliniken 864 Häuser (40 Prozent).
Auskunft gibt die Antwort des BMG auch zu Ausgaben für die Forschung an Antibiotika. So gab das Bundesforschungsministerium zum Beispiel in den vergangenen fünf Jahren 72,2 Millionen Euro für die Erforschung antibakterieller Wirkstoffe, 300.000 Euro für die Arbeit an antimykotischen Wirkstoffen und 22,2 Millionen Euro für antivirale Wirkstoffe aus. 4,6 Millionen Euro flossen in Forschungsprojekte, in denen Wirkstoffkandidaten erregerklassenübergreifend auf ihre antiinfektive Wirkung untersucht worden seien, heißt es.
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Bei den Zahlen des Antibiotikverbrauchs in der Nutztierhaltung verweist das BMG auf Daten des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Demnach ist der Einsatz grundsätzlich zurückgegangen. Bei Hühnern aber vermehrt Reserveantibiotika eingesetzt werden.
Der FDP-Politiker Ullmann bezeichnete diese Entwicklung zwar grundsätzlich als positiv, aber leider steige der Verbrauch von Reserveantibiotika gerade bei Masthühnern an. „In diesem Bereich ist auch eine besorgniserregende Vermehrung von multiresistenten E.-coli-Bakterien in der Lebensmittelkette von Putenfleisch nachzuweisen“, so Ullmann.
Er rief die Bundesregierung dazu auf, den One-Health-Ansatz mehr in den Vordergrund zu rücken. Zudem müsse die Fachkompetenz in den Krankenhäusern gesteigert werden. Dort brauche es festangestellte Hygienefachkräfte – und zwar flächendeckend. Zudem brauche es bundesweit den Facharzt für Infektiologie. Hier seien Bundesregierung und Bundesärztekammer gefragt.
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