Ärzteschaft

Köhler: AOK missachtet Einsatz der Ärzte

  • Freitag, 2. September 2011
Andreas Köhler /Pietschmann
Andreas Köhler /Pietschmann

Berlin  Die Kassenärztliche Bundes­ver­einigung (KBV) hat den Vorwurf der AOK, die niedergelassenen Ärzte würden zu wenig arbeiten, entschieden zurückgewiesen. Die Vertragsärzte erbringen seit Jahren wesent­lich mehr Leistungen, als sie bezahlt bekommen, betonte der KBV-Vorstands­vorsitzende, Andreas Köhler. 

Graalmann missachte mit seinen unver­schämten Äußerungen das Engagement der Ärzte, die trotz Unterfinanzierung für ihre Patienten da seien – im Notfall auch am Wochenende und nachts, sagte Köhler.

Im Übrigen seien Vertragsärzte nur verpflichtet, mindestens 20 Sprechstunden in der Woche anzubieten. „Dies sieht eine vertragliche Regelung vor, die auch die Krankenkassen unterschrieben haben“, betont der KBV-Chef. Köhler fordert Graalmann auf, seine Äußerungen umgehend richtig zu stellen und sich bei der Ärzteschaft zu entschuldigen.

Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, kritisierte Graalmanns Vorwürfe als "billige Polemik". Als ernsthafter Gesprächspartner habe er sich damit erst einmal disqualifiziert. Die Ärzte seien mit der Versorgung ihrer Patienten voll ausgelastet. Und das beschränke sich nicht allein auf die Sprechzeiten, sondern beinhalte auch Hausbesuche, Bereitschaftsdienste und die Bürokratie, betonte der BÄK-Präsident. 

Wer aber Ärzte derart diffamiert, der muss sich nicht wundern, wenn immer weniger junge Mediziner bereit sind, in Deutschland als Arzt arbeiten zu wollen. Das mag Herrn Graalmann nicht weiter interessieren, die Zeche dafür zahlen aber die Versicherten und Patienten, sagte Montgomery. 

Medienberichten zufolge hatte der designierte AOK-Verbandsvorsitzende Jürgen Graalmann bei einem Presseseminar in Berlin die Schuld für die langen Wartezeiten der Kassenpatienten den Ärzten angelastet: Sie arbeiteten zu wenig für ihr Geld.

„Aktuell bringen die Versicherten rund vier Milliarden Euro mehr für die ärztliche Versorgung auf, als sie real dafür bekommen“, sagte Graalmann. Vor allem Fachärzte hielten die zugesagte Arbeitszeit von 51 Wochenstunden für die Behandlung von Kassenpatienten nicht ein. Viele der niedergelassenen Mediziner widmeten einen zu großen Teil ihrer Arbeitszeit Privatpatienten und sogenannten Wahl-Leistungen, die Kassenpatienten selber bezahlen, kritisierte der designierte AOK-Vorsitzende.

Einer AOK-Umfrage zufolge sollen Hausärzte rund 47 Stunden in der Woche für ihre Patienten da sind, Fachärzte dagegen nur 39 Stunden. Das Honorrar entspräche aber dem mit mit 51 Stunden kalkulierten Lohn, kritisierte Graalmann. Für Graalmann 23 Prozent zu wenig Leistung.

EB/mis

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