Kolonkarzinom: Tumor DNA als Hinweis für einen Rückfall

Washington – Im Blut zirkulierende Tumor-DNA Fragmente (ctDNA) können bei Darmkrebspatienten hilfreiche Hinweise auf das Rückfallrisiko nach einer chirurgischen Resektion geben. Das zeigt eine prospektive Studie, die in Science Translational Medicine publiziert wurde.
Etwa 80 % der Patienten mit Darmkrebs im Stadium II können Chirurgen mit einer Operation zunächst heilen. Die übrigen haben ein erhöhtes Risiko für Metastasen und benötigen eine zusätzliche Chemotherapie. Diese Hoch-Risiko-Patienten zu identifizieren, stellt Mediziner derzeit vor eine Herausforderung.
Der aktuelle Tumormarker Carcinoembryonales Antigen (CEA) ist nur eine geringe Spezifität und eignet sich nicht gut zur Früherkennung. Die Diagnose mittels Computertomografie (CT) ist neben der Strahlung mit einer hohen falsch-positiven Rate assoziiert. Jeanne Tie und seine Kollegen vom Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research in Parkville, Australien, haben daher mit einem Bluttest für ctDNA mehr als 1.000 Plasma-Proben von 230 operierten Darmkrebspatienten im Stadium II überprüft.
Dabei stellten sie fest, dass vor allem diejenigen einen Rückfall hatten und von einer zusätzlichen Chemotherapie profitierten, bei denen Tumor-DNA-Fragmente im Blut nachgewiesen werden konnten. Bei Patientinnen, die im Anschluss an die operative Entfernung des Tumors keine Chemotherapie erhalten hatten, entdeckten die Forscher bei 14 von 178 (fast 8 %) ctDNA.
Davon hatten 11 ein Rezidiv innerhalb von 27 Monaten. Von 164 Patienten, bei denen keine ctDNA nachweisbar war, kam der Krebs nur bei etwa jedem zehnten wieder zurück. Auch nach einer zusätzlichen Chemotherapie, die 52 Patienten erhalten hatten, konnten die australischen Forscher vom Vorhandensein der ctDNA auf eine schlechtere Diagnose schließen. Die CEA-Werte hingegen waren in Patienten mit erhöhten ctDNA nicht angestiegen.
Die Sensitivität einer einzelnen Plasmaprobe für einen Rückfall innerhalb von 36 Monaten lag bei 48 %. Dafür war aber die Spezifität der ctDNA-Detektion sehr gut, und um einiges besser als die eines CTs. Da die Anzahl der ctDNA-positiven Patienten relativ gering war, limitiert dies die Aussagekraft der Studie. Aber auch in anderen prospektiven Studien zu Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs konnte ctDNA bereits als Prädiktor für einen Rückfall dienen.
Jährlich wird bei 1,3 Millionen Menschen weltweit ein kolorektales Karzinom diagnostiziert. Etwa jeder vierte hat einen Tumor im Stadium II. In diesem lokal begrenzten Stadium kann der Primärtumor meist vollständig durch eine chirurgische Resektion entfernt werden. 40 % erhalten derzeit eine 6-monatige Chemotherapie im Anschluss, um das Rezidiv-Risiko um 3 bis 5 % zu senken.
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