Ärzteschaft

Konjunktur bei Videosprechstunden in Arztpraxen

  • Mittwoch, 19. August 2020
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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Weimar – In der Coronapandemie sind deutlich mehr Thüringer Arztpraxen als bisher zu Videosprechstunden übergegangen, es bleibt nach Einschätzung von Fachleuten aber noch Luft nach oben.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KV Thüringen) nutzten zum Ende des ersten Halbjahres dieses Jahres 548 ambulant tätige Ärzte und Psychothera­peu­ten die Möglichkeit, ihre Patienten über Video statt direkt in der Praxis zu behandeln.

Im vierten Quartal 2019 waren es lediglich 24. In Thüringen gibt es laut KV rund 4.200 ambulant tätige Mediziner und Psychotherapeuten.

Inzwischen bedienen sich vor allem Hausärzte und Psychotherapeuten der Fernbe­hand­lung per Video, wie ein KV-Sprecher sagte. Auch relativ viele Hautärzte böten Video­sprech­stunden an. Aktuell halte das Interesse an.

Im ersten Quartal 2020 haben die Praxen 3.406 Videosprechstunden bei der KV Thüringen abgerechnet, wobei die Pandemie im Januar und Februar noch nicht in Thüringen angekommen war.

Für das zweite Vierteljahr, als viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung auf Arzt­be­suche verzichteten und zahlreiche Praxen zur weiteren Patientenversorgung Videosprech­stunden einführten, liegen noch keine Abrechnungsdaten vor. Niederge­lassene Ärzte rechnen jährlich mehrere Millionen Behandlungsleistungen ab.

Die Barmer spricht angesichts der Entwicklung von einer beeindruckenden Steigerung. Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk verwies zugleich darauf, dass das Digitalisierungs­niveau in den Arztpraxen vor der Pandemie im Vergleich zu anderen europäischen Län­dern „sehr niedrig“ gewesen sei.

Der Berufsverband der Vertragspsychotherapeuten sieht Vorteile in der Videobehandlung. Die Ansteckungsgefahr für Patienten und Behandler auch bei anderen Erkrankungen sei dadurch gebannt, sagte die Landesvorsitzende Juliane Sim.

Auch Menschen in ländlichen Regionen mit schlechter Verkehrsanbindung, langen An­fahrtswegen oder körperlich eingeschränkte Menschen hätten so die Möglichkeit zur Therapieteilnahme. Problem sei allerdings die schlechte Internetverbindung in manchen Regionen.

Derzeit könnten Psychotherapiepraxen aufgrund einer Sonderregelung noch unbegrenzt über Video behandeln, normalerweise sei dies auf 20 Prozent der Leistungen begrenzt. Diese Begrenzung werde dafür sorgen, dass die Zahlen wieder sinken, so Sim.

dpa

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