Politik

Konnektorentausch: Ministerium gibt sich ahnungslos

  • Mittwoch, 7. Dezember 2022
/Heiko Barth, stockadobecom
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Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hält trotz fortdauernder Kritik weiter am Austausch zehntausender Konnektoren zur Verbindung mit der Telematikinfrastruktur (TI) fest. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt. In wichtigen Details zeigt sich das Haus aber schlecht informiert.

Die Debatte um Sinn oder Unsinn des Austauschs mehrerer Zehntausend Konnektoren hält an. Auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Anke Domscheit-Berg erklärte BMG-Staatssekretär Edgar Franke (SPD) nun erneut die Gründe für den als notwendig wahrgenommenen Tausch.

Die Entscheidung für den Hardwaretausch sei getroffen worden, weil eine einmalige Laufzeitverlängerung der Zertifikate nur übergangsweise bis Ende 2025 getragen hätte. Ältere Konnektoren arbeiten demnach nämlich mit RSA-Schlüsseln mit 2048 Bit Länge als Verschlüsselungsmethode.

Die dürfen dann nämlich nach Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in der TI dann nicht mehr verwendet werden. So müssten in diesem Jahr 18.000 KoCo-Boxen des Herstellers Compugroup Medical (CGM) getauscht werden, weil 15.000 Zertifikate von CGM ablaufen. Davon seien 17.000 Leistungserbringer-Institutionen betroffen.

„Der Hardwaretausch wurde als insgesamt sicherste und wirtschaftlichste Lösung identifiziert“, erklärt Franke dazu – nachdem er auf die vorhergehenden Fragen zu ebenjener Wirtschaftlichkeit stets auf fehlende Erkenntnisse der Bundesregierung verwiesen hatte.

Denn nach eigenen Angaben liegen dem BMG weder Erkenntnisse dazu vor, wie viel der physische Tausch der Konnektoren das Solidarsystem kosten wird, noch dazu, wie viel ein rein technisch wohl mögliches Alternativverfahren per Software-Update demgegenüber kosten würde.

Gleiches gilt für geschätzte Folgekosten, beispielsweise durch Ausfall oder Nichterreichbarkeit von Arztpraxen. Ebenso keine Erkenntnisse hat das BMG demnach auch zur Frage, wie viel ein Konnektor kostet, auch nicht, wie viele Kosten für Anschaffung, Hard- und Software, Zertifikate und Wartung anfallen.

Ausweislich der eigenen Webseite ruft CGM derzeit 3.999 Euro für ein TI-Gesamtpaket samt Konnektor und Kartenterminals sowie 3.120 Euro für einen einzelnen Austauschkonnektor ab. Die Kosten für den gesamten Tausch der ablaufenden Konnektoren schätzen Branchenexperten auf rund 300 Millionen Euro.

Optimistisch zeigt sich das BMG hingegen mit Blick auf Alternativen zum Tausch im kommenden Jahr: Die Gematik wurde beauftragt, alternative Lösungen zum Hardwaretausch vorzubereiten, wobei auch die Zertifikatsverlängerung über ein Software-Update in die Konnektor-Spezifikation aufgenommen wird. Konnektoren mit moderneren Verschlüsselungsmethoden können dann einUpdate erhalten.

Außerdem gebe es weitere Alternativen zum Hardwaretausch wie eine Hosting-Lösung im Rahmen des sogenannten Highspeed-Konnektors. Der werde voraussichtlich im Jahr 2023 zur Verfügung stehen. „Somit werden zukünftig ausreichend Alternativen zu einem Hardwaretausch zur Auswahl stehen“, schreibt Franke.

Mit Einführung der TI 2.0 sollen die Hardwarekonnektoren ohnehin Geschichte sein. Auch hier zeigt Franke sich optimistisch: Zwar hatte die Gematik höchst selbst bereits Zweifel daran geäußert, dass die geplante Einführung im Jahr 2025 zu halten ist. Das BMG geht aber weiter davon aus.

lau

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