Politik

Krankenhäuser rechnen mit mehr psychisch Kranken in Thüringen

  • Montag, 28. Mai 2018
/Syda Productions, stockadobecom
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Erfurt – Mehr als 26.000 psychisch kranke Menschen werden jährlich in einem Teil der Thüringer Krankenhäuser vollstationär behandelt. Ihre Zahl werde in den kommenden Jahren steigen, prognostizierten Experten bei der Vorstellung des Thüringer Krankenhausspiegels heute in Erfurt.

Zwar zeigten Untersuchungen, dass nicht die Zahl der Erkrankungen selbst zunehme, sagte etwa Richard Serfling, Chefarzt Psychiatrie und Psychotherapie am Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar. „Aber die Leute sind bereiter, in Kliniken zu gehen.“ Auch seien psychische Erkrankungen inzwischen gesellschaftlich akzeptierter als vor 20 Jahren. Dennoch rechne man damit, dass es noch viele Betroffene gebe, die noch keine Hilfe gesucht haben.

Zunahme bei Jungen und Alten

Vor allem gehen die Experten von einer Zunahme bei alten und jungen Menschen aus. Bei Jugendlichen sei Drogenmissbrauch ein Problem, berichtete der Klinik-Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie an der Evangelischen Lukasstiftung Altenburg, Christian Schäfer. Bei ihnen sei die Entwicklung des Gehirns noch nicht abgeschlossen, deshalb könnten etwa Joints schwerwiegende Auswirkungen haben. Aber auch der Verlust von Familienstrukturen belaste anscheinend immer mehr junge Menschen. Dazu komme der demografische Wandel: Wenn immer mehr Menschen älter würden, nehme die Zahl der Demenz- und Altersdepressionserkrankungen zu.

Auch wenn die Experten von einer Klinikversorgung auf hohem Niveau für jede anerkannte psychische Erkrankung sprechen, räumen sie Mängel ein. Zwar würden akute Erkrankungen sofort behandelt, sagte etwa Stefan Dammers, Klinik-Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Katholischen Krankenhaus St. Johann Nepomuk in Erfurt. Ansonsten komme es aber zu Wartezeiten. Diese können laut Schäfer beispiels­weise in Tageskliniken bis zu sechs Wochen betragen.

Der Klinik-Chefarzt sieht noch ein anderes Problem: In Städten gebe es zwar aus­reichende Behandlungsangebote, auf dem Land sehe das aber anders aus. „Wenn da jemand 20 Kilometer fahren muss, um zum Psychiater zu fahren, dann überlegt er sich das noch einmal.“

Auf dem „Krankenhausspiegel“ genannten Internetportal stellt die Landeskrankenhaus­gesellschaft Thüringen (LKHG) seit 2014 für Laien Daten zur Bewertung von Klinikbehandlungen zusammen. In diesem Jahr wurde erstmals die psychiatrische Versorgung berücksichtigt. Demnach gibt es in Thüringen 14 Kliniken mit 25 Standorten, die über Abteilungen für Psychiatrie beziehungsweise Psychotherapie verfügen. Davon haben neun Kliniken mit 16 Standorten Daten geliefert.

Kliniken sind gesetzlich zur Veröffentlichung von Qualitätsberichten verpflichtet, diese sind allerdings häufig nur Experten verständlich. Die Daten nutzt die LKHG für den Krankenhausspiegel. Er zeigt unter anderem, wie häufig Kliniken bestimmte Behandlungen – zum Beispiel Brustkrebs- oder Hüftgelenkersatzoperationen – erbringen und ob dabei häufiger Komplikationen auftreten.

dpa

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