Politik

Krankenhäuser warnen vor eingeschränkter Versorgung wegen schlechter wirtschaftlicher Lage

  • Montag, 30. Mai 2022
/picture alliance, Jens Büttner
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Berlin – Vor einer „schmerzhaften Einschränkungen bei der Patientenversorgung“ warnt die Deutsche Kran­ken­hausgesellschaft (DKG). Hintergrund sei, dass die Kliniken die „teils massiven Kostensteigerungen“ nicht ausgleichen könnten und sich die wirtschaftliche Lage der Häuser daher immer mehr zuspitze.

„Ohne ein sofortiges Handeln der Bundesregierung laufen wir Gefahr, dass die Krankenhäuser diesem Kos­ten­druck nur durch Personalabbau, Outsourcing sowie Reduktion von Versorgungsangeboten bis hin zu Standort­schließungen begegnen können“, erklärte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß heute in Berlin.

Rund 60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rechnen der DKG zufolge für das vergangene Jahr mit wirtschaftlichen Verlusten. Nur noch jedes zehnte Krankenhaus schätzt seine wirtschaftliche Situation als gut ein. „Die Lage ist dramatisch“, so Gaß.

Ein Grund für die Entwicklung sind laut DKG die Einschränkungen des Regelbetriebs infolge der Coronapan­demie. Die gesunkenen Fallzahlen führten zu Erlösverlusten, die der zum Jahresende auslaufende sogenannte Ganzjahresausgleich nur teilweise ausgleiche.

„Kliniken werden durch einen zweiprozentigen Selbstbehalt Jahr für Jahr belastet. Dieser Selbstbehalt muss endlich weg – auch rückwirkend. Wir erinnern an das Versprechen der alten Regierung, dass kein Krankenhaus durch die Pandemie wirtschaftliche Probleme bekommen soll“, so der DKG-Vorstandsvorsitzende.

Hinzukommen kämen im Augenblick massive Preissteigerungen bei Energie, Medizinprodukten, Medikamen­ten, IT Produkten und Dienstleistungen sowie Lebensmitteln. „Diese werden im bestehenden Krankenhaus­finanzierungssystem nicht berücksichtigt“, kritisierte Gaß.

Er wies daraufhin, dass die Länder zudem weiterhin zu wenig Geld in die Krankenhäuser investierten. Die DKG warnt daher vor einem „massiven kalten Strukturwandel in der deutschen Krankenhauslandschaft“.

„Personalabbau in den Kliniken, Krankenhausschließungen, lange Wege für die Patienten und eine mögliche Wartelistenmedizin werden die Folge sein und hochwertige Versorgung der Bürginnen und Bürger in Deutschland gefährden“, hieß es aus der DKG.

Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) weist zusammen mit der Diakonie Deutschland auf die besondere Situation von Einrichtungen hin, die keinen Anspruch auf Coronaausgleichszahlungen haben, zum Beispiel Fachkliniken für Rheumakranke. Auch bei ihnen sei durch die Coronapandemie die Belegung stark zurückgegangen – und damit die Fallzahl.

„Durch diese Situation ist ihre Liquidität und damit auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährdet“, warnte der DEKV-Vorstandsvorsitzende Christoph Radbruch.

hil

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