Krankenkasse fordert Maßnahmen gegen steigende Krankengeldausgaben
Berlin/Hannover – Deutliche Kritik an der Versorgung von Langzeiterkrankten übt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH). Ihnen werde im deutschen Gesundheitswesen oft nur unzureichend geholfen. „Seit 2012 sind die Ausgaben für Krankengeld bei der KKH um 15 Prozent auf rund 330 Millionen Euro jährlich gestiegen“, sagte der KKH-Vorstandschef Ingo Kailuweit beim 20. sogenannten Berliner Dialog der Kasse.
Jeder dritte Krankengeld-Fall bei der KKH sei auf Rückenprobleme und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen zurückzuführen, jeder vierte Fall resultiere aus psychischen Störungen wie Depressionen.
Sorge bereitet der KKH, dass die Krankengeldfälle immer länger dauerten. Im Jahr 2010 bezogen Arbeitnehmer durchschnittlich 89 Tage Krankengeld, vier Jahre später waren es schon 99 Tage. „Für Langzeiterkrankte wird der Weg zurück ins Berufsleben offensichtlich immer langwieriger“, sagte Kailuweit.
Auch das Bundesministerium für Gesundheit berichtet in seinen regelmäßigen Reporten zur Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von steigenden Ausgaben für Krankengeld. „Beim Krankengeld hat sich nach mehreren Jahren mit hohen zum Teil zweistelligen Zuwächsen der dynamische Anstieg mit einem Plus von 5,1 Prozent abgeflacht“, heißt es im aktuellen Bericht vom März des Jahres. In den vergangenen zehn Jahren hatten sich die Krankengeldausgaben der GKV auf nunmehr rund 11,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 fast verdoppelt.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind laut KKH vielfältig – häufig lägen Versorgungsdefizite zu Grunde. So gäbe es zum Beispiel immer mehr Psychotherapeuten, diese seien jedoch regional sehr unterschiedlich verteilt. Daher vergingen durchschnittlich 23,4 Wochen bis zum Beginn einer Psychotherapie.
„Auch Rückenschmerz-Patienten warten oft lange auf die richtige Versorgung, da beteiligte Fachdisziplinen wie Orthopäden, Schmerztherapeuten und Psychotherapeuten zu selten Hand in Hand arbeiten“, kritisiert die Kasse. Sie fordert von der Politik mehr Gestaltungsspielräume für Krankenkassen, zum Beispiel beim Fallmanagement. Außerdem sei es wichtig, integrierte Versorgungsangebote weiter zu stärken.
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