Krankenkassen verbuchen Minus im Coronajahr

Berlin – Die Coronakrise strapaziert auch die Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das geht aus den jetzt vorliegenden Finanzergebnissen hervor, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) heute vorgelegt hat. Demnach haben die Krankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit von rund 2,65 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Finanzreserven der Kassen lagen zum Jahresende aber immer noch bei 16,7 Milliarden Euro.
Bis auf die landwirtschaftliche Krankenversicherung (LKK), die 2020 einen Überschuss von 58 Millionen Euro erzielte, verzeichneten alle Kassenarten Defizite: Für die Ersatzkassen betrug das Minus rund 1,11 Milliarden Euro, für die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) 974 Millionen Euro, für die Betriebskrankenkassen (BKK) 235 Millionen Euro, für die Innungskrankenkassen (IKK) 250 Millionen Euro und für die Knappschaft 138 Millionen Euro.
Der Gesundheitsfonds verbuchte 2020 ein Defizit von 3,49 Milliarden Euro. Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds lag zum Stichtag 15. Januar 2021 bei rund 5,9 Milliarden Euro. Zur Bewältigung der Pandemie waren im vergangenen Jahr rund 12,2 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt worden. Davon hat der Bund rund 9,9 Milliarden Euro an den Gesundheitsfonds erstattet.
Die Pandemie habe die Entwicklung der Krankenkassenbilanzen im vergangenen Jahr geprägt, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Es sei gelungen, dass Beitragszahler und Arbeitgeber nicht übermäßig belastet worden seien. Die Beiträge stabil zu halten, sei mit Blick auf das laufende Jahr das Ziel.
Im Detail sind die Einnahmen der Krankenkassen, die sie in erster Linie durch vorab festgelegte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, um 4,0 Prozent auf 260 Milliarden Euro gestiegen. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,3 Prozent ebenfalls einen Zuwachs von 4,0 Prozent auf 262,6 Milliarden Euro.
Die Ausgabenentwicklung war im vergangenen Jahr laut BMG pandemiebedingt von deutlichen Schwankungen geprägt. Gegenüber der jeweiligen Vorjahresperiode stiegen die Ausgaben im 1. Quartal 2020 um 5,6 Prozent, im isolierten 2. Quartal sanken die Ausgaben der Krankenkassen unter den Auswirkungen des Lockdowns hingegen um 1,0 Prozent.
Im Zuge der Abflachung des Infektionsgeschehenes im Sommer stiegen die Ausgaben demnach im isolierten 3. Quartal wiederum um 8,6 Prozent und im isolierten 4. Quartal mit dem Lockdown ab Mitte November um 3,6 Prozent an.
Im Bereich der ärztlichen Behandlung gab es mit 7,3 Prozent deutlich überproportionale Zuwächse, schreibt das Ministerium zu den Zahlen. Da für das 2. Halbjahr noch keine Abrechnungsdaten der Ärzte vorlägen, seien diese Veränderungsraten jedoch noch unsicher und in hohem Maße von Einschätzungen der Krankenkassen geprägt.
Bei den Krankenhausausgaben verbuchten die Krankenkassen 2020 einen vergleichsweise geringen Anstieg von rund 1,3 Milliarden Euro (plus 1,7 Prozent). Dabei ist laut BMG zu berücksichtigen, dass die Krankenhäuser bis Ende Dezember zusätzlich rund 9,4 Milliarden Euro aus Steuermitteln für freigehaltene Betten sowie rund 700 Millionen Euro für die Erhöhung der Kapazitäten von Intensivbetten aus Mitteln des Gesundheitsfonds erhalten haben.
Die Ausgaben für Arzneimittel stiegen um 5,4 Prozent. Zweistellige Zuwachsraten gab es weiterhin bei den Krankengeldausgaben mit 10,8 Prozent. Bei den Heilmitteln erhöhten sich die Ausgaben um 2,3 Prozent. Ein Minus gab es beim Zahnersatz (-5,2 Prozent), bei den Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen (-15,2 Prozent) sowie bei den ärztlichen Früherkennungsmaßnahmen (-2,8 Prozent).
Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen für das Gesamtjahr 2020 sollen ebenso wie die Daten des 1. Quartals 2021 Mitte Juni 2021 vorliegen.
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