Krankenkassen warnen vor steigenden Beiträgen

Berlin – Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) warnt vor steigenden Beiträgen in den kommenden Jahren. „Allein in diesem Jahr rechnen wir aufgrund des Terminservicegesetzes und des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes mit fünf Milliarden Euro Mehrausgaben“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, der Welt am Sonntag. Das Geld fließe beispielsweise in tausende neue Stellen für Altenpfleger.
Zwar habe es zum Jahresanfang 2020 kaum Beitragserhöhungen gegeben, so Kiefer weiter. „Im kommenden Jahr wird es allerdings schwieriger aussehen, denn viele der beschlossenen Gesetze führen zu dauerhaft höheren Ausgaben. Und wenn die Rücklagen erst mal aufgebraucht sind, führt kein Weg an höheren Beiträgen vorbei.“
Bereits vor einigen Wochen hatte der GKV-Spitzenverband erklärt, dass das Defizit 2019 bei über einer Milliarde Euro gelegen habe. 2018 hatte der Einnahmeüberschuss der Kassen dem Bundesgesundheitsministerium zufolge noch zwei Milliarden Euro betragen.
Gesundheitsökonom Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln warnte in der Zeitung vor Panikmache. Kurzfristig erwarte der Schätzerkreis des Bundesamts für Soziale Sicherung (ehemals Bundesversicherungsamt) keine extremen Ausschläge.
Es sei zwar unbestritten, „dass die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung langfristig überdurchschnittlich stark steigen werden.“ Das liege aber nicht in erster Linie an neuen Gesetzen, sondern am medizinisch-technischen Fortschritt, einer ineffizienten Steuerung des Gesundheitssystems sowie am demografischen Wandel.
Immer weniger sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer müssten immer höhere Ausgaben finanzieren. „Der Finanzierungsdruck wird deshalb in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich zunehmen.“
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