Politik

Krankenkassen wollen 24 Stunden Bedenkzeit für ärztliche IGeL-Angebote

  • Mittwoch, 1. August 2012
Uploaded: 01.08.2012 17:25:15 by mis
Doris Pfeiffer © Lopata

Berlin – Die Krankenkassen drängen auf einen besseren Schutz der Patienten vor umstrittenen Selbstzahlerleistungen beim Arzt. „Wir brauchen eine 24-stündige Einwilligungssperrfrist, wenn solche Leistungen in der Arztpraxis angeboten werden“, sagte die Vorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, der Zeitung Die Welt vom Mittwoch. Versicherte, denen eine sogenannte IGeL-Leistung angeboten werde, hätten dann Zeit, sich zu informieren und frei zu entscheiden.  

„Bei den IGeL-Leistungen geht es häufig um wirtschaftliche Interessen von Ärzten und nicht um notwendige medizinische Leistungen für Kranke“, kritisierte Pfeiffer. Jeder Patient sollte wissen, dass Ärzte an IGeL-Leistungen gut verdienten.  

IGeL-Expertin Monika Lelgemann vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbands der Krankenkassen (MDS) sagte der Zeitung, eine 24-Stunden-Frist sei die „einzige Lösung“, um Patienten die Möglichkeit zur Information über die angebotenen Leistungen zu geben. Eine Überprüfung jeder einzelnen Leistung auf Wirkung und Wirksamkeit sei realistischerweise aber nicht machbar, sagte Lelgemann, die das Internetprojekt „IGeL-Monitor" betreut.

Die Internetseite wurde demnach bereits mehr als eine halbe Million Mal besucht. 2.000 Patienten hätten sich direkt an den MDS gewandt und sich nach bestimmten Leistungen erkundigt. Zu den dabei am häufigsten genannten Themen zählten die professionelle Zahnreinigung, die Ultraschalluntersuchung der Brust und eine Methode zum Glaukom-Screening. Die umstrittenen IGeL-Leistungen müssen von Kassenpatienten selbst bezahlt werden.

Die Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatten auf dem Deutschen Ärztetag in Nürnberg einen überarbeiteten Ratgeber für Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) vorgestellt. Der Ratgeber enthält unter anderem eine Checkliste für Patienten und eine Checkliste für Ärzte zum Umgang mit IGeL. Er erklärt, was IGeL sind, warum gesetzlich Versicherte dafür zahlen müssen und worauf jeder Patient achten sollte. Ärzte informiert er über rechtliche Anforderungen bei den Selbstzahlerleistungen und gibt Empfehlungen für die Beratung und Aufklärung der Patienten.

dapd/EB

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