Krankenkassen wollen Nutzen digitaler Technik in der Pflege genau prüfen

Berlin – Technisierung und Digitalisierung sind in aller Munde – ob beim selbstfahrenden Auto, beim E-Learning oder in der Medizin. In der Pflege hält die Digitalisierung aber nur zögerlich Einzug, wie Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes heute in Berlin sagte. Dabei gebe es auch in der Pflege – jenseits von Pflegerobotern – zahlreiche Möglichkeiten, das Leben von Patienten zu erleichtern und den Pflegeprozess besser zu organisieren.
Beispiele seien Sensoren in Fußmatten, die Stürze registieren; Notrufsysteme, GPS-Sender für Demenzkranke, Videospiele für das Bewgungstraining oder digitale Lern- und Gedächtnisspiele. Menschen, die ihr Haus oder ihr Pflegeheim nicht mehr verlassen können, können mit Computer und Webcam ausgestattet werden und per Skype Kontakt zu Angehörigen und Freunden halten. Angehörige und Pflegekräfte könnten so entlastet werden.
Kiefer räumt ein, dass der Druck auf Kranken- und Pflegekassen erheblich ist, digitale Technik in der ambulanten und stationären Pflege einzuführen – und damit auch zu finanzieren. Dafür sorgen nicht zuletzt der Mangel an Pflegekräften, die wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und die dadurch bedingte Arbeitsverdichtung.
„Wir wollen die Chancen der Digitalisierung nicht liegen lassen, sondern schnell in die Versorgung integrieren“, versichert er. Doch zunächst müssten Nutzen und Datensicherheit belegt und Kosten abgewogen werden. „Nicht alles, was angeboten wird und technisch funktioniert, kann man in die Versorgung lassen“, warnte Kiefer. Bislang sei etwa wenig bekannt darüber, wie moderne Technologien von Pflegebedürftigen genutzt werden und welche Potenziale oder Risiken damit verbunden seien.
Der GKV-Spitzenverband hat deshalb eigens einen Forschungsschwerpunkt eingerichtet, der die Digitialisierung im Gesundheitswesen begleiten und günstige Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technik entwickeln soll. Heute stellte das Institut für Innovation und Technik (iit) in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme von Assistenztechnologien für die Pflege vor.
Das Ergebnis: Viele der auch in den Medien präsentierten und hoch gelobten Hilfsmittel sind noch gar nicht markttauglich, sondern erst in der Erprobungsphase. Zudem fehlt es nach Angaben der Studienleiterinnen Maxie Lutze und Gina Glock an systematischer Forschung und gesicherten Aussagen zum Nutzen vieler solcher Assistenztechnologien.
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