Krebsmedikamente in Deutschland besonders teuer

Köln – Im internationalen Vergleich sind die Preise von onkologischen Arzneimitteln extrem unterschiedlich. Das zeigt eine in Lancet Oncology (DOI: 10.1016/S1470-2045(15)00449-0) publizierte Studie. Demnach kosten Medikamente zur Krebstherapie in der Schweiz, Deutschland und Schweden besonders viel, in Großbritannien, Griechenland, Spanien und Portugal eher wenig.
Für ihre Auswertung verglichen die Autoren die Preise von 31 patentgeschützten Onkologika in 16 europäischen Ländern sowie Australien und Neuseeland aus dem Jahr 2013. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Die Schwankungen liegen zwischen 28 und 388 Prozent.
Die Preise für onkologische Arzneimittel seien in den vergangenen Jahren emporgeschnellt, schreiben die Wissenschaftler. Die Ausgaben stellten für die Gesundheitssysteme eine erhebliche Belastung dar. Zugleich ist die Preisbildung kaum nachvollziehbar.
So zahlen die Kostenträger in Deutschland beispielsweise für Interferon Alfa 2b zur Behandlung des malignen Melanoms und von Leukämie 223 Prozent mehr als in Griechenland, berichtet Studienautorin Sabine Vogler vom WHO-Kollaborationszentrum für Arzneimittelpreisbildung und -erstattung in Wien. „Der Preis für Gefitinib zur Behandlung des nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms ist in Deutschland 172 Prozent höher als in Neuseeland”, ergänzt sie.
In Deutschland gilt seit 2011 das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), das eine frühe Nutzenbewertung von neuen Arzneimitteln vorsieht. Das Ergebnis dieser Bewertung soll sich auch auf die Verhandlungen zum Erstattungsbetrag mit den Krankenkassen auswirken. Der Großteil der in der Lancet-Studie untersuchten Medikamente hat die frühe Nutzenbewertung allerdings nicht durchlaufen, unter anderem weil bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes eine Zulassung vorlag. Die nationalen Auswirkungen des AMNOG waren nicht Gegenstand der Lancet-Studie.
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