Kreißsaalgeburten auch in Zeiten von COVID-19 sicher

Berlin – Zu Beginn der Coronapandemie stellte sich für Schwangere und Geburtshelfer gleichermaßen die Frage, ob Krankenhäuser überhaupt noch ein sicherer Ort sind, um ein Kind zu gebären. Diese Frage sehen Fachgesellschaften als beantwortet an.
„Eine Krankenhausgeburt ist sicher, solange alle Schutzvorkehrungen – Abstand, Händehygiene, Maske – getroffen werden“, sagte Frank Louwen, 1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zum Auftakt des virtuellen Jahreskongresses der Fachgesellschaft.
Der Leiter des Funktionsbereichs Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Frankfurter Universitätsfrauenklinik betonte aber auch, dass dies nur für die vaginale Geburt gelte. Entbindungen per Sectio seien im Falle einer COVID-19-Infektion nicht sicher. „Hier sind schwere Komplikationen zu befürchten“, so Louwen.
Bereits im März hatte die DGGG in Zusammenarbeit mit verschiedenen großen Fachgesellschaften weltweit die Empfehlung herausgegeben, dass die Geburt vaginal erfolgen sollte. „Das war eine gewagte Empfehlung, aber wissenschaftlich gut begründet“, so Louwen. „Und sie gilt noch heute weltweit.“
Da Geburten im Gegensatz zu anderen Eingriffen meist ungeplant erfolgten, habe die Fachgesellschaft außerdem zu einer frühzeitigen Testung der Schwangeren geraten.
„Damals wussten wir auch noch nicht, ob es vertikale Transmissionen gibt“ sagte Louwen. Heute wisse man, dass diese sehr selten sind. In der wissenschaftlichen Literatur seien 15 solche Fälle beschrieben, bei Millionen von Geburten im Laufe der Pandemie, so der DGGG-Vize.
Auch die Frage nach dem Infektionsrisiko beim Stillen sei heute weitgehend geklärt. „Stillen ist weiterhin die beste Ernährung für das Kind, die beste Maßnahme für Mutter und Kind, auch in der Pandemie und auch bei einer COVID-positiven Mutter“, so Louwen.
Wie auch bei der vertikalen Übertragung ließen sich Ausnahmen nicht ausschließen, dennoch sei dieser Übertragungsmechanismus offensichtlich nicht die Regel.
Schwangere schützen sich gut von Infektionen
Letztlich habe sich gezeigt, dass Kreißsäle keine Coronahotspots sind, sagte Louwen. Eine Gesamterfassung in Hessen habe ergeben, dass nur 20 Schwangere in dem Bundesland mit 6,3 Millionen Einwohnern, positiv auf COVID-19 getestet worden seien.
Der DGGG-Vize führt dies auf die verstärkte Achtsamkeit der Schwangeren zurück. „Dass sich schwangere Frauen besonders gut geschützt haben, hat zu der geringen Zahl beigetragen“, ist er sich sicher.
Louwens Fazit: „Viele der im März rasch erarbeiteten Empfehlungen haben sich mittlerweile bestätigt und sind noch heute gültig. Wir sind bisher gut durch die Pandemie gekommen, die AHA-Regel hat bei den schwangeren Frauen in Deutschland funktioniert.“
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