Ausland

Krise um Babynahrung setzt US-Regierung unter Druck

  • Donnerstag, 2. Juni 2022
/picture alliance, ZUMA Press Wire, Amy Katz
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Washington – Vor dem Hintergrund anhaltender Engpässe von Säuglingsmilch­nahrung gerät die Regierung von US-Präsident Joe Biden wegen ihres Krisenma­nage­ments unter zunehmenden Druck. Biden sagte gestern bei einer Videoschalte mit Herstellern von Säuglingsnahrung, er wisse seit Anfang April über das Ausmaß des Problems Bescheid – das wäre Wochen nach Beginn der Krise im Februar.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte danach, die gesamte Regierung habe von Anfang an an der Bewältigung der Krise gearbeitet. Sie konnte aber auf wiederholte Fragen nicht aufklären, wann Biden von seinen Mitarbeitern über die Krise informiert worden war.

Hintergrund der Engpässe ist der Ausfall einer Fabrik von Abbott, dem größten Hersteller von Säuglingsmilch­nahrung in den USA. Abbott hatte am 17. Februar mehrere Produktlinien zurückgerufen, nachdem möglicher­weise wegen bakterieller Verunreinigungen vier Säuglinge erkrankt und zwei gestorben waren. Die Produk­tion in einem Werk der Firma im Bundesstaat Michigan wurde im Februar vorerst gestoppt.

Bei der Videoschalte gestern fragte Biden einen Manager des Säuglingsnahrungs­konzerns Reckitt, ob dieser von den Folgen der Schließung des wichtigen Werkes des Konkurrenten Abbott überrascht gewesen sei. Ma­nager Robert Cleveland antwortete: „Wir wussten von Anfang an, dass dies eine sehr ernste Angelegenheit sein würde.“ Biden kündigte gestern an, dass seine Regierung weitere Säuglings­milchnahrung aus dem Aus­land einfliegen lasse.

Verzweifelte Eltern suchen seit Wochen nach Säuglingsmilchnahrung, die in vielen Läden ausverkauft ist. Biden sagte: „Es gibt nichts Belastenderes als das Gefühl, nicht das zu bekommen, was Ihr Kind braucht.“ Er habe seine Regierung ange­wiesen, „alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um das Angebot zu erhöhen“. Baby­nah­rung müsse so schnell wie möglich in den Supermarkt-Regalen vorzufinden sein.

Biden hat die Engpässe zur Chefsache erklärt und im vergangenen Monat ein für Kriegszeiten gedachtes Gesetz aktiviert, um die Produktion anzukurbeln. Zusätzlich hatte Biden die „Operation Fly Formula“ (in etwa: „Operation Babynahrung Fliegen“) ausgerufen, um Nachschub aus dem Ausland in die USA zu bringen.

Biden kündigte gestern Flüge aus London und aus Melbourne an, mit der Babynahrung der Firmen Kendamil (Großbritannien) und Bubs (Australien) an verschiedene Orte in den USA gebracht werden sollen. Im Mai hatte Bidens Regierung bereits zwei Flüge mit Babynahrung über den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz veranlasst.

dpa

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