Kritik an IQWiG-Bewertung der Stammzelltransplantation bei multiplem Myelom

Köln/Berlin – Deutliche Kritik am Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) übt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). Anlass ist die Nutzenbewertung der Stammzelltransplantation bei multiplem Myelom durch das IQWiG. Obwohl soeben aktualisiert, sei diese Nutzenbewertung „überholt und dringend überarbeitungsbedürftig“, erklärte die DGHO gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Im Januar 2012 hatte das IQWiG einen Abschlussbericht und ein ergänzendes Arbeitspapier zum Nutzen der Stammzelltransplantation bei multiplem Myelom vorgelegt. Danach ist die Studienlage zu der Therapieform unzureichend. Eine Update-Recherche habe zwar den Pool von Studiendaten erweitert, aber inhaltlich nichts am Fazit der Nutzenbewertung geändert, hieß es Ende April in einem sogenannten Rapid Report des IQWiG. „Aufgrund der Wissenslücken und der vielen ungeklärten Fragen hält das IQWiG den Einsatz bestimmter Formen der Stammzelltransplantation bei multiplem Myelom weiterhin nur im Rahmen von klinischen Studien für vertretbar“, so das Fazit des Qualitätsinstituts.
„Dass Ergebnisse von Studien, die zum Teil unter deutscher Leitung stehen und überwiegend mit öffentlichen Geldern finanziert wurden, unter Verschluss bleiben, ist weiterhin inakzeptabel und konterkariert alle Bemühungen um mehr Transparenz“, konkretisierte der stellvertretende IQWiG-Leiter Stefan Lange die Kritik des Instituts.
„Mehrere große Studien zu diesem Thema mit wichtigen Ergebnissen wurden auf der Jahrestagung der amerikanischen Hämatologen im Dezember unter anderem von deutschen Studiengruppen vorgestellt und sind in dem Bericht noch nicht enthalten“, erklärte die DGHO gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Ohne diese Daten seien die vorgelegte Analyse und vor allem das Fazit überholt.
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