Ärzteschaft

KV Bayerns kritisiert Systematik der Geldverteilung an die Krankenkassen

  • Mittwoch, 4. September 2013

München – Die augenblickliche Systematik, mit der die Krankenkassen Mittel aus dem Gesundheitsfonds erhalten, bildet das Versorgungsgeschehen nicht ausreichend ab und ist fehleranfällig. Das kritisiert der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns. Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Ilka Enger reagieren damit auf Vorwürfe des Bundesversicherungsamtes, nachdem fast jede zweite Krankenkasse die Diagnosen ihrer Versicherten manipuliert haben könnte, um über den sogenannten Risikostrukturausgleich (RSA) höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds zu erhalten.

„Schon das Prinzip, den jeweiligen Versorgungsaufwand und die dafür benötigten finanziellen Mittel nur anhand von Krankheitsdiagnosen festlegen zu wollen, ist fragwürdig“, kritisierte die KV. Das System der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) sei eine Fachsprache unter Medizinern, um sich gegenseitig über den Gesundheitszustand gemeinsam behandelter Patienten zu informieren.

Zur validen Messung der allgemeinen Krankheitslast einer Versichertengemeinschaft tauge das ICD-System allein allerdings ebenso wenig wie zur Steuerung der Finanz­ströme des Gesundheitsfonds. Der augenblicklichen Verteilungssystematik läge die fälschliche Annahme zugrunde, eine bestimmte Krankheit könne stets mit dem gleichen Versorgungsaufwand und folglich mit den gleichen Finanzmitteln geheilt oder betreut werden.

Dabei blieben unter anderem patientenindividuelle Faktoren und medizininfrastrukturelle Unterschiede unberücksichtigt. Ärztliche Leistungen zur Prävention würden gänzlich aus dem Raster fallen. „Wenn man finanzielle Mittel an Diagnose-Codes knüpft, schafft man ein System, in dem sich Krankheit mehr lohnt und somit aus ökonomischer Sicht erstrebenswerter wird als Gesundheit“, kritisierte der Vorstand der KV.

hil

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