KV Hessen drängt auf stärkere Patientensteuerung
Frankfurt am Main – „Die Politik sollte auf die offensichtlichen Ressourcenprobleme bei Ärzten und Psychotherapeuten endlich mit einer sinnvollen Steuerung der Patientenströme zu reagieren!“ Das haben die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, Frank Dastych und Eckhard Starke, heute in Frankfurt angemahnt.
Vorwürfe in Richtung der Ärzteschaft, diese müssten nur ein bisschen mehr arbeiten, um alle Versorgungsprobleme zu lösen und daraus resultierende Pläne für längere Sprechstundenzeiten seien dagegen ein Irrweg. „Ärzte und Psychotherapeuten werden sich diesem System der Selbstausbeutung über kurz oder lang entziehen und sei es nur deshalb, weil sie altersbedingt ausscheiden“, warnten die KV-Vorstände.
Kritik an Anspruchshaltung
Dastych und Starke kritisierten die Anspruchshaltung der Bürger mit deutlichen Worten. „Weil bei einem kleinen Teil der Bürger offensichtlich die notwendige Kompetenz zur Einschätzung von Gesundheit abhanden gekommen ist, lässt der Staat eine Aufweichung von ambulantem und stationärem Sektor immer mehr zu, anstatt dringend notwendige Steuerungen vorzunehmen“, sagten sie.
Krankenkassen und Politik suggerierten eine unbegrenzte Verfügbarkeit medizinischer Leistungen. Versicherte hätten eine „Flatrate-Mentalität“ entwickelt. Anstatt anzuerkennen, „dass im Schnitt bis zu 18 Arztbesuche pro Versichertem und Jahr das System an seine Belastungsgrenze und darüber hinaus gebracht haben und es auch hier dringend einer Steuerung bedarf, bleibt alles unangetastet. Das kann und wird nicht gut gehen“, so die KV-Vorstände.
„Wir brauchen den Mut des Staates, dass er seinen Bürgern zumutet, Gesundheitsversorgung zu steuern und gegebenenfalls auch mit Zuzahlungen zu belegen. Nur dann ist eine sinnvolle Steuerung ärztlicher und psychotherapeutischer Ressourcen für eine hochwertige Patientenversorgung auch in Zukunft möglich“, so Dastych und Starke.
Die beiden KV-Vorstände gaben in Frankfurt auch einen Überblick über die ambulante Versorgung in Hessen: Danach versorgen 12.569 Ärzte und Psychotherapeuten 5.303 Millionen gesetzlich Krankenversicherte in dem Bundesland. Es entstehen pro Jahr im Augenblick mehr als 48 Millionen Behandlungsfälle mit über 88 Millionen Patientenkontakten in den Praxen, das sind rund 241.000 Patienten täglich. Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgte im vergangenen Jahr 801.623 Notfälle, das sind rund 2.200 Patienten täglich.
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