Ärzteschaft

KV Hessen legt regionale Prognosen zur Arztzahlentwicklung vor

  • Mittwoch, 28. September 2016
Uploaded: 28.09.2016 17:21:20 by lode
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Frankfurt/M – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen will den drohenden Haus- und Fach­ärztemangel in der Fläche jetzt auch mit regionalen Versorgungsstatistiken sowie Versorgungsprognosen verdeutlichen. Adressaten sind unter anderem Kommunal- und Regionalpolitiker, denen zusätzliche Entscheidungsgrundlagen für die Infra­struktur­ent­wicklung an die Hand gegeben werden.

Der Startschuss fiel Ende September mit zwei Statistikbänden zur ambulanten medizi­nischen Versorgung in den Landkreisen Bergstraße (Südhessen) sowie Waldeck-Frankenberg (Nordhessen). Das Material wurde am 27. September in Frankfurt am Main vorgestellt. Bis Mitte November sollen vergleich­bare Statistiken für alle übrigen 24 hessischen Landkreise und kreisfreien Städte vorliegen.

Vorgestellt werden sowohl die gegenwärtige Versorgungssituation als auch die voraus­sichtliche Arztzahlentwicklung bis zum Jahr 2030. Dabei ergänzen die Statistiker die KV-eigenen Bedarfsplanungsdaten zum Ist-Zustand mit Berechnungen des Hessischen Statistischen Landesamtes zur Bevölkerungsentwicklung in den jeweiligen Landkreisen. Hinzukommen die Angaben zur Altersstruktur der dort niedergelassenen Haus- und Fachärzte. Daraus ableitend wird prognostiziert, wie hoch der Nachbesetzungs­bedarf in den nächsten 15 Jahren sein wird. Jeder Statistikband wird zudem um einen Auszug aus dem Prognos-Zukunftsatlas ergänzt, der sich mit den Zukunftschancen des betreffenden Landkreises beschäftigt.

Die bereits vorgelegten Auswertungen für zwei hessische Landkreise zeigen für jede einzelne Kommune grafisch und tabellarisch neben der haus- und fachärztlichen Verteilung das Durchschnittsalter sowohl der Hausärzte als auch der wichtigsten fachärztlichen Gruppen (Augen, Chirurgie, Gynäkologie, Dermatologie, HNO, Pädiatrie, Neurologie, Orthopädie, Urologie und Psychotherapie). Daraus lässt sich beispielsweise für den südhessischen Kreis Bergstraße eine deutliche Überalterung der gesamten Hausärztestruktur ablesen.

In lediglich einer der Kommunen liegt das Durchschnittsalter unter 50 Jahren, in fast der Hälfte jedoch zwischen 55 und 60 Jahren. Bis zum Jahre 2030 scheiden im gesamten Kreisgebiet allein 60 Prozent der Hausärzte altersbedingt aus der ambulanten medizinischen Versorgung aus (gegenwärtiger Versorgungsgrad 107,17 Prozent). In einigen Gemeinden gibt es schon jetzt keine eigene hausärztliche Versorgung mehr. Die Dramatik liegt für die KV Hessen darin, „dass die heranwachsende Medizinergeneration das Leben auf dem Land für wenig attraktiv hält“.

Vor diesem Hintergrund erwarten KV-Experten auch eine erneute Diskussion in Kommunen und Landkreisen über die Fördermaßnahmen zur Gewinnung ärztlichen Nachwuchses. Hessens KV-Chef Frank Dastych sagte: „Wir haben sehr frühzeitig auf die sich abzeichnende Situation hingewiesen, gerade auch auf die zu erwartenden Probleme in der hausärztlichen Versorgung.“

Es sei nicht die Schuld der Ärzte, dass die Politik diese Warnungen lange Zeit ignoriert oder gar bestritten habe. Die KV Hessen wolle mit ihrer Initiative dazu beitragen, entstandene und sich abzeichnende Lücken der haus- und fachärztlichen Versorgung nicht größer werden zu lassen.

„Dazu“, so Dastych, „ist aber eine differenzierte Betrachtung der Situation notwendig.“ Er halte nichts davon, dass Bürgermeister und Landräte sich oftmals auf einzelne kommunale Prestigeprojekte zur ärztlichen Versorgung beschränkten und dabei grundsätzliche Probleme des Ärzte­mangels aus dem Blickwinkel gerieten. Die Kommunal- und Landespolitiker seien in der Pflicht, vor Ort attraktive Bedingungen zu schaffen, um mehr junge Ärztinnen und Ärzte aufs Land zu bekommen.

litt

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