KV Nordrhein will Aufschub bei der eAU

Düsseldorf/Berlin – Scharfe Kritik an der Digitalstrategie der Bundesregierung übt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein. Der KV geht es dabei insbesondere um die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU).
Anfang Oktober ist die Einführung der eAU in den Praxen gestartet – wegen starker Verzögerungen bei Technik und Tests gilt die Zeit bis Ende des Jahres allerdings als Übergangsregelung, in der sich die Praxen schrittweise von der bisherigen Papier-AU auf die eAU umstellen sollen. Aber die Umsetzung hakt laut der KV an vielen Stellen.
„Wir werden nun die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) dazu auffordern, sich beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) dafür einzusetzen, dass die Übergangsregelung bis zur verbindlichen Einführung der eAU erst einmal bis zum Sommer kommenden Jahres verlängert wird. Bis dahin muss es den Praxen möglich sein, die bisherigen Formulare für die Papier-AU nach wie vor nutzen zu können“, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann.
Bis dahin dürften die Praxen nicht weiterhin als „Versuchslabore“ dienen, betonte er. Die technischen Voraussetzungen für die eAU müssten vielmehr außerhalb des Praxisbetriebs solange gründlich geprüft werden, bis alles reibungslos funktioniere. „Erst dann darf das fertige und für gut befundene ‚Produkt eAU‘ bei den Kunden, also bei den Niedergelassenen in den Praxen, zum Einsatz kommen“, so Bergmann.
„Die Politik kann nicht zulasten von Versicherten sowie Ärzten völlig unreife Digitalisierungsprozesse komplett in die Praxen verlagern. Die Krankenkassen sind aktuell noch nicht flächendeckend in der Lage, die eAU entgegenzunehmen. Zu hoffen, dass sich das pünktlich zum Jahresstart 2022 ändert, halte ich persönlich für ein sehr riskantes Unterfangen“, ergänzte der stellvertretende KV-Vorsitzende Carsten König.
Bei der KBV stößt die KV auf offene Ohren. Sie hatte die Umsetzung der eAU bereits mehrfach bemängelt. „Die derzeitige, technisch vollkommen unausgereifte Einführung von eAU und eRezept zeigen, wie es eben nicht laufen darf“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Thomas Kriedel kürzlich. Die KBV spricht sich daher ebenfalls für einen Aufschub bei der Einführung der eAU aus.
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