Landesärztekammer Hessen will Gewalt gegen Ärzte systematisch erfassen
Frankfurt am Main – Die Landesärztekammer Hessen will Übergriffe gegen Ärzte künftig systematisch mittels eines neuen Meldebogens erfassen. „Wir wollen uns mit einer gefühlten Zunahme von Gewalttaten nicht länger zufrieden geben“, erläuterte der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Edgar Pinkowski, heute.
Hinweise auf die wachsende Gewaltbereitschaft im Gesundheitswesen lieferte bereits der „Ärztemonitor 2018“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem NAV-Virchowbund. Die Auswertung von mehr als 7.000 Befragten zeigte, dass es in deutschen Arztpraxen täglich zu 75 Fallen körperlicher und zu 2.870 Fällen verbaler Gewalt kommt.
Zudem wird laut der Befragung jeder vierte Vertragsarzt in seinem Berufsleben mit körperlicher Gewalt seitens der Patienten konfrontiert. Dennoch werde von allen Angriffen nur jeder vierte zur Anzeige gebracht. Laut Ärztekammer liegen bislang darüber hinaus keine validen Zahlen vor – weder für Hessen noch deutschlandweit. „Hinzu kommt, dass wir eine hohe Dunkelziffer vermuten, da viele Ärzte den Gang zur Polizei scheuen“, so Pinkowski.
Der von der Landesärztekammer Hessen entwickelte Meldebogen steht auf der Webseite der Kammer zum Download bereit. „Ich möchte alle hessischen Kollegen dazu ermuntern, uns ihre Gewalterfahrungen für eine anonyme statistische Auswertung mitzuteilen“, so Pinkowski. Nur mit verlässlichen Zahlen sei der Gesetzgeber zu bewegen, umfangreichere Schutzmaßnahmen einzuführen.
Anfang der Woche hatte bereits die Ärztekammer Westfalen-Lippe ein Melderegister für gewaltsame Übergriffe gegen Ärzte und anderes Gesundheitspersonal gefordert. Der 121. Deutsche Ärztetag hatte in Erfurth angemahnt, auch Ärzte in den Paragraphen 115 des Strafgesetzbuch einzubeziehen. Dieser stellt tätliche Angriffe unter anderem auf Feuerwehrleute und Rettungskräfte unter Strafe.
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