Lauterbach: Coronazahlen tatsächlich höher, Appell zu Silvester

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht wegen Meldeverzögerungen über die Weihnachtstage eine deutlich kritischere Coronalage in Deutschland und mahnt zu Vorsicht an Silvester. Er sei zu der Einschätzung gekommen, „dass die tatsächliche Inzidenz derzeit zwei bis drei Mal so hoch ist wie die ausgewiesene“, sagte der SPD-Politiker gestern in Berlin.
Er appellierte an alle Bürger, den Jahreswechsel so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstehen. „Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde und gefährden Sie sich nicht gegenseitig.“ Die nach Meldungen der Gesundheitsämter gerade ausgewiesenen Fallzahlen führten dazu, die bestehende Gefahr zu unterschätzen.
Lauterbach sagte, er rechne „in wenigen Wochen“ mit einem deutlichen Anstieg des Anteils, der auf die ansteckendere neue Virusvariante Omikron entfällt, sowie der Fallzahlen insgesamt. Einen hierbei gerade zu beobachtenden Rückgang halte er nicht für nachhaltig.
Die aktuell genutzten Schutzmaßnahmen, die der Delta-Welle erfolgreich begegneten, würden nicht ausreichen, einen deutlichen Anstieg der Omikron-Fälle zu verhindern. Der Minister warnte zugleich davor, starke Infektionsanstiege in anderen Ländern direkt auf Deutschland zu übertragen, da hierzulande teils mehr Schutzmaßnahmen bestünden.
Experten und Politik hatten bereits darauf hingewiesen, dass die amtlichen Zahlen gerade nur bedingt aussagekräftig sind. Hintergrund sind weniger Tests etwa am Arbeitsplatz, wie Lauterbach sagte. Zudem würden auch weniger Testergebnisse weitergemeldet.
Dabei sei den Gesundheitsämtern kein Vorwurf zu machen. Über die Feiertage mache sich dort aber ein genereller Personalmangel bemerkbar. Der Minister betonte, dass zur Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 7. Januar „eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage“ vorhanden sein werde. Bund und Länder hatten den Termin verabredet, um die Lage neu zu bewerten.
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