Lauterbach eckt mit Äußerung zu stark steigender Zahl von Coronatoten an

Berlin – Eine Äußerung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einer möglicherweise stark steigenden Zahl an Coronatoten im Falle einer Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen hat Kritik hervorgerufen.
Ethikratsmitglied Stephan Rixen sagte dem Portal ZDF heute.de, dass „Bedrohungsszenarien ins Blaue hinein Grundrechtsbeschränkungen nicht rechtfertigen“ könnten. Hamburgs CDU-Vorsitzender Christoph Ploß nannte Lauterbach bei Bild einen „Angstminister“.
Der Angegriffene selbst ließ die Vorwürfe zurückweisen. „Die Modellierungen des RKI zeigen deutlich, dass rasant steigende Inzidenzen auch die Zahl der täglich zu beklagenden Todesfälle ansteigen lässt", erklärte ein Sprecher des Ministers heute. Dies sei die Grundlage für die Aussage Lauterbachs gewesen.
Thorsten Lehr, Leiter des COVID-19-Simulators an der Universität des Saarlands, teilte mit, dass 500 Coronatote pro Tag unter bestimmten Bedingungen möglich seien.
„Nach unseren Simulationen sind 400 bis 500 Tote pro Tag im 7-Tage-Schnitt möglich, falls die Inzidenzen im Peak über 3.500 bis 4.000 liegen.“ Aktuell liegt die Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) bei rund 1.450 – Tendenz steigend.
Lauterbach hatte vorgestern im ZDF erneut eindringlich vor verfrühten Lockerungen bei den Coronamaßnahmen gewarnt. Wenn Deutschland den Weg Israels mit wegfallenden Maßnahmen gehen würde, käme Deutschland auf eine höhere Sterbequote.
„Ich mag mir einfach gar nicht vorstellen, dass wir in einer Situation wären, so spät in der Pandemie, wo wir gute Impfungen haben, wo wir dann 400, 500 Tote am Tag hätten“, sagte der Gesundheitsminister.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: