Politik

Lauterbach fordert neues Gremium für künftige Testverfahren

  • Mittwoch, 10. April 2019
Karl Lauterbach (SPD) auf dem Weg zu den Sondierungsgesprächen vor der SPD-Zentrale in Berlin /dpa
Karl Lauterbach (SPD) /dpa

Berlin – Vor der morgigen Debatte um die nichtinvasiven Pränataltests (NIPT) hat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach klar Stellung bezogen. „Aus ärztlicher Sicht bin ich für eine Erstattung des NIPT-Tests. Es ist mir wichtig, dass klar ist, dass wir keinen neuen Test einführen, sondern nur ein neues Verfahren eingeführt wird“, betonte Lauter­bach in einem Gespräch vor Journalisten in Berlin.

Er sprach sich auch deutlich dafür aus, dass die geplanten Tests nur für medizinisch de­fi­nierte Risikoschwangerschaften erstattet werden sollen. Die in der Diskussion oft geäu­ßerte Befürchtung, dass nun alle Schwangeren mit dem Bluttest einer Art Screening unterzogen würden, widersprach er vehement. „Der Bluttest ist einfacher und billiger und risikoärmer als die bisherigen Verfahren zum Test bei Verdacht auf Trisomie 21.“

Generell sieht Lauterbach noch viel Aufklärungsbedarf bei der NIPT-Debatte, auch in seiner eigenen Fraktion, die am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung mit mehreren Experten eingeladen hatte. In der morgigen Debatte werden aus der SPD-Fraktion jeweils vier Redner für und vier Redner gegen den Test sprechen. „Die Stimmungslage im Parlament aber auch in der Fraktion ist mir unklar, es sind auch viele noch nicht entschieden“, so Lauterbach. Er erwartet, dass es mit der Debatte „einen erheblichen Fortschritt und ein gemeinsames Lernerlebnis“ zur Thematik gebe.

Er warb dafür, dass das Informationsrecht für die werdenden Eltern und die Mütter auf­recht erhalten wird. Laut Daten aus der Schweiz, wo ein NIPT-Test als Kassenleistung an­ge­boten wird, nehmen die Abtreibungen nach positiven Trisomie-21-Tests nicht zu. „Es muss eine gezielte Entscheidung für die Eltern geben. Sie müssen sich darauf vorbereiten können, dann kann es beispielsweise auch bei der Geburt in einem Zentrum eine besse­ren Versorgung geben“, so Lauterbach. Er forderte auch bessere Beratungen von Eltern. „Die Aufklärung über die Tests fällt nicht jedem Pädiater oder Gynäkologen leicht“, so Lauterbach. Auch hier müsse es bessere Strukturen geben.

Durch den rasanten Fortschritt in der Medizin komme es in den nächsten Jahren zu weite­ren Tests auf Autismus, Veranlagung zu Erbkrankheiten oder anderen DNA-Tests mit Ge­nom­spezifizierungen, erklärte Lauterbauch. Daher fordert er nun im Zuge der NIPT-De­batte ein neues Gremium, dass sich mit den gesellschafts- und sozialpolitischen sowie den ethischen Dimensionen der künftigen Tests auseinandersetzt.

„Das künftige Gremium soll uns Politiker dabei beraten und mehrdimensional diskutie­ren“, erklärte Lauterbach seinen Vorschlag. Da der Gemeinsame Bundesausschuss neue Testverfahren nach medizinischen und ökonomischen Gesichtspunkten bewerte, könne das Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung keine ethischen und gesellschaftspoli­tischen Entscheidungen treffen. „Daher brauchen wir dieses Gremium mit Experten, die Bewertungen der neuen Tests erstellen.“

bee

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