Lauterbach sieht wachsende Herausforderung durch Demenz und Krebs

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet wachsende Herausforderungen für das Versorgungssystem durch eine deutliche Zunahme von Krebserkrankungen und Demenz. Bei beidem gebe es derzeit keine guten Wege der Vorbeugung, sagte der SPD-Politiker gestern bei der Konferenz „Europe 2023“ der Zeit-Verlagsgruppe.
In Europa sei bis 2035 mit einer Zunahme der an Krebs erkrankten Menschen um 25 Prozent zu rechnen. „Das ist drastisch.“ Bei vielen aus der Generation der Babyboomer seien Risikofaktoren dafür auch bereits eingetreten. Die Gesundheitssysteme in Europa seien auf eine solche Belastung bei den Kliniken teils noch nicht eingestellt.
Lauterbach hob in diesem Zusammenhang die Pläne für eine große Reform der Krankenhausversorgung in Deutschland hervor. Ziel sei eine „tolle Ausstattung“, so dass Kliniken die Versorgung erbringen könnten.
Nach Vorschlägen einer Regierungskommission sollen Krankenhäuser stärker von wirtschaftlichem Druck befreit und nach neuen Kriterien honoriert werden – unter anderem mit einem gesicherten Anteil allein für das Vorhalten von Leistungsangeboten.
Die Prognose von Bundesgesundheitsminister Lauterbach bezüglich der Zunahme von Krebspatienten stelle „geradezu eine Aufforderung dar, den ambulanten Sektor der niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie der Psychotherapeuten zu stärken“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Die überwiegende Zahl krebs- oder auch demenzkranker Patienten werde in den Praxen versorgt, betonte Gassen.
„Die medikamentöse Krebstherapie findet nicht zuletzt wegen der zunehmend oralen Darreichungsformen oder auch ambulant einsetzbarer Infusionstherapien zu großen Teilen ambulant statt. Das Gleiche gilt für die Krebsfrüherkennung und Krebsvorsorge. Deshalb ist es folgerichtig, die Praxen zu stärken“, sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister.
Wenn Lauterbach die Krankenhäuser stärker vom wirtschaftlichen Druck befreien und für eine „tolle“ Ausstattung sorgen wolle, müsse dies „erst recht für die Praxen gelten“, so der KBV-Vorstand.
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