Leichte Entspannung bei der wirtschaftlichen Lage sozialer Einrichtungen

Köln – Wirtschaftliche Belastungen, strategische Unsicherheit und ein sich zuspitzender Fachkräftemangel prägen die Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft – echte Entlastung bleibt aus. Die wirtschaftliche Lage ist aber nicht mehr durchweg negativ. Das zeigt das siebte sogenannte Trendbarometer, für das das Unternehmen „SozialGestaltung“ im Auftrag der Sozialbank Branchenexpertinnen und -experten befragt hat.
Die Hoffnung auf politische Lösungen ist danach gering: 93 Prozent der Befragten beurteilt die Maßnahmen der Bundesregierung zur Finanzierung einer verlässlichen Pflegeversicherung als unzureichend oder eher unzureichend. 89 Prozent kommen mit Blick auf die Sicherstellung einer stabilen Altersvorsorge zu diesem Urteil.
41 Prozent der Befragten sehen die strategische Unsicherheit durch gesetzliche Reformprozesse als eine der drei größten Herausforderungen – ein Plus von 20 Prozentpunkten gegenüber dem vorausgegangenen Trendbarometer vom Frühjahr diesen Jahres.
Darüber hinaus bleibt der Fachkräftemangel das drängendste Problem des Sozial- und Gesundheitssektors. Er wird von 90 Prozent der Befragten genannt (plus 28 Prozent). Eine leichte Verbesserung gab es bei den Verhandlungen mit den Kostenträgern: Noch 48 Prozent der Befragten zählen sie zu den Top-Herausforderungen (minus 16 Prozent).
„Die Herausforderungen sind groß, aber lösbar, wenn wir Bürokratie abbauen und Reformen endlich entschlossen umsetzen“, sagt Susanne Leciejewski, Geschäftsführerin der SozialGestaltung. „Dies gilt für die Krankenhausreform ebenso wie für die überfällige Pflegereform.“
45 Prozent der Befragten beurteilen ihre wirtschaftliche Lage als angespannt oder etwas angespannt, leicht weniger als im Frühjahr 2025 (damals 48 Prozent). 38 Prozent sehen ihre Situation als gut – ein Plus von elf Prozent.
Als Hauptgründe für die Verbesserung nennen sie die hohe Nachfrage und Auslastung ihrer Einrichtungen. Auch sinkende Energiepreise haben zur Entlastung beigetragen. Dementsprechend ist der Anteil derjenigen gesunken, die für 2025 ein Jahresdefizit erwarten: von 44 Prozent der Befragten im Frühjahr auf 24 Prozent im Herbst.
Als Investitionsschwerpunkte im Jahr 2025 nannten die Befragten Personal (69 Prozent), Digitalisierung (69 Prozent) und Immobilien (55 Prozent). Der Anteil derer, die die Digitalisierung als wesentliches Investitionsfeld anführen, ist um neun Prozent auf 69 Prozent gestiegen. Noch immer schätzen rund ein Drittel (30 Prozent) ihre digitalen Systeme und Notfallpläne nicht als krisenfest ein.
„Digitalisierung ist ein zentraler Resilienzfaktor und verspricht Effizienzsteigerungen im Betrieb. Aber sie erfordert teils hohe Investitionen und neues Know-how bei den Anwenderinnen und Anwendern. Deshalb braucht es bessere Refinanzierungsgrundlagen für Digitalisierungsinvestitionen und eine Berücksichtigung digitaler Lösungen bereits in der Ausbildung von Fachkräften“, sagte Leciejewski.
Die Befragung fand vom 4. September bis 22. Oktober 2025 statt. Erfasst wurden freigemeinnützige, privatgewerbliche und öffentliche Träger aus Bereichen wie stationäre und ambulante Pflege, Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehaeinrichtungen, Eingliederungshilfe sowie Medizinische Versorgungszentren und Ärztehäuser.
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