Leitlinie zur Betreuung von Zwillingsschwangerschaften erschienen

Düsseldorf – Etwa eine von 54 werdenden Müttern bekommt heutzutage zwei Kinder auf einmal. Darauf weisen die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) hin. Sie haben daher eine S2e-Leitlinie zur Überwachung und Betreuung von Zwillingsschwangerschaften herausgegeben.
Grund für die steigende Zahl von Zwillingsschwangerschaften seien die Zunahme von künstlichen Befruchtungen und das höhere Durchschnittsalter der werdenden Mütter, erläutert Kai-Sven Heling, Pränataldiagnostiker und Vizepräsident der DEGUM.
Im Vergleich zu Einlingsschwangerschaften kommt es bei Zwillingen laut DEGUM und DGGG häufiger zu komplizierten Verläufen. Zu den Hauptrisiken zählen Fehlbildungen und eine Frühgeburt. Die Schwangeren haben zudem schon allein aufgrund der stärkeren körperlichen Belastung durch zwei Kinder im Bauch ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes, Blutarmut und eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie). Gefährdet sind laut den Fachgesellschaften aber vor allem die Feten selbst.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass jene Zwillingsschwangerschaften, welche einem erhöhten Risiko für Komplikationen unterliegen, frühzeitig identifiziert und kontinuierlich per Ultraschall betreut werden“, betont Constantin von Kaisenberg, Bereichsleiter Geburtshilfe und Pränatalmedizin des Perinatalzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover und Leitlinienbeauftragter der DEGUM.
Entscheidend sei, ob sich die Ungeborenen eine Plazenta und/oder eine Fruchthöhle teilen müssten. Zwillingsschwangerschaften, bei denen jeder Fetus eine eigene Plazenta und eine eigene Fruchthöhle hat, seien in der Regel wenig problematisch. „Bei diesen Schwangerschaften geht es vor allem darum, dass die Feten wenig Platz haben und zusammen ein deutlich höheres Gewicht aufbringen als ein Einling“, erklärt von Kaisenberg.
Bei jeder fünften Zwillingsschwangerschaft teilten sich die Ungeborenen hingegen eine Plazenta. Diese Kinder sind laut den Fachgesellschaften in besonderer Weise gefährdet.
„Durch regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen lassen sich durch die frühzeitige Erkennung von Komplikationen und ein daraus ableitbares Management die Mortalität und Morbidität der betroffenen Zwillinge deutlich senken“, erläutert Kurt Hecher vom UKE Hamburg und Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: