Ärzteschaft

Leitlinie zur Therapie von COVID-19 aktualisiert

  • Mittwoch, 31. Januar 2024
/Who is Danny, stock.adobe.com
/Who is Danny, stock.adobe.com

Düsseldorf – Eine Arbeitsgruppe aus 17 Fachgesellschaften sowie Patientenvertretern hat gestern eine aktualisierte S3-Leitlinie zur Therapie von COVID-19 vorgestellt. Sie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf der Erkrankung von der ambulanten Therapie bis zur Behandlung im Krankenhaus.

„Die vorliegende Leitlinie bezieht nun alle neuen und gesicherten Erkenntnisse mit ein und ist für ein strukturiertes, sicheres und ressourcenschonendes Management von COVID-19-Patientinnen und Patienten in Praxis und Krankenhaus unerlässlich“, sagte Stefan Kluge, Koordinator der Leitlinie und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

S3-Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19 /S3-Leitlinie (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/113-001)
S3-Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19 /S3-Leitlinie (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/113-001)

Die medikamentöse Therapie von COVID-19-Patienten nimmt in der aktualisierten Leitlinienfassung einen besonderen Stellenwert ein. „Die Leitlinie stellt klar heraus, dass bei Patienten mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf eine medikamentöse Frühtherapie erfolgen sollte“, erläutert Christoph Spinner, Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Dazu empfiehlt die Leitlinie Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid) innerhalb der ersten fünf Tage nach Diagnose und Remdesivir innerhalb der ersten sieben Tage weiterhin in der Frühtherapie (siehe Abbildung).

Zu den typischen Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gehören höheres Alter, Immunsuppression, chronische Erkrankungen, sowie eine unzureichende Immunität. Spezielle Patientengruppen mit hohem Risiko sind Patienten nach Organtransplantation, nach Therapie mit Anti-B-Zell-Antikörpern, unter CAR-T-Zell-Therapie sowie unter starker Immunsuppression. Einen Mehrwert bei Patienten mit geringem oder mittlerem Risiko sehe die Leitliniengruppe nicht, betonte Kluge gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

Dexamethason wird weiterhin mit starker Empfehlungsstärke empfohlen, wenn der Patient mit einer durch SARS-CoV-2 induzierten Pneumonie im Krankenhaus sauerstoffpflichtig ist.

Inhalative Steroide werden nicht empfohlen

Die Leitliniengruppe stellt auch die aktuelle Evidenz zu inhalativen Steroide dar: In der Meta-Analyse der Studien hätten sich danach keine Vorteile ergeben im Hinblick auf relevante Endpunkte wie 28-Tage-Sterblichkeit, Hospitalisierung oder klinische Verbesserung, so Kluge. Aufgrund des fehlenden Nutzens bei potenziellem Risiko für unerwünschte Ereignisse spricht die Leitliniengruppe eine starke Empfehlung gegen einen Einsatz von inhalativen Steroiden bei COVID-19 aus.

Monoklonale Antikörper werden nicht mehr empfohlen

Auch der Einsatz virusneutralisierender monoklonaler Antikörper (MAK) ist Thema der Leitlinie: Im Februar 2022 sprach die Leitliniengruppe noch eine offene Empfehlung für den Einsatz von Sotrovimab in der Frühtherapie, bei nicht immunisierten Patienten innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn aus. Gegen aktuell zirkulierende Omikron-Varianten ist laut den Autoren jedoch derzeit keiner der in Deutschland und Europa zur Therapie zugelassenen monoklonalen Antikörper klinisch ausreichend wirksam. Daher werden MAK für die Therapie von COVID-19 nun nicht mehr empfohlen.

Florian Langer von der Deutschen Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (GTH) weist auf die Notwendigkeit einer adäquaten Thromboseprophylaxe mit Heparin bei hospitalisierten Patienten hin: „In den ersten Wellen der Pandemie haben wir viele Erkrankte mit Thrombosen und Lungenembolien gesehen. Die Leitlinie empfiehlt hierzu, bei im Krankenhaus behandelten COVID-19-Patienten mit moderater Krankheitsaktivität und erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf eine intensivierte Antikoagulation zu erwägen, also die Gabe von Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung in einer höheren als sonst üblichen Dosierung“, erläuterte er.

Aktualisiert wurde auch die Empfehlung zur Wach-Bauchlagerung bei COVID-19 Patienten im Krankenhaus mit schwerer sauerstoffpflichtiger Pneumonie. Diese sollte laut Leitlinie bei nicht intubierten Patienten mit akutem hypoxämischem Versagen durch COVID-19 durchgeführt werden.

Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) und das AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement (IMWi) haben die Aktualisierung der Leitlinie unterstützt.

Die Arbeit federführend betreut haben die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Not­fallmedizin (DGIIN), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie.

hil/gie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung