Vermischtes

Leitlinien-App: Kardiologen ergänzen interaktive Tools zur Entscheidungsfindung

  • Montag, 9. April 2018
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Mannheim – Die Leitlinien-App der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) beinhaltet ab sofort ein Clinical Decision Support Tool (CDS Tool). Hier werden Behandlungspfade für die sechs wichtigsten kardiologischen Notfälle dargestellt: Leitsymptom akuter Brustschmerz, ST-Hebungsinfarkt, akutes Koronarsyndrom, infarktbedingter kardiogener Schock, akutes Aortensyndrom und die Lungenarterien­embolie. Entwickelt hat die digitale Entscheidungshilfe die DGK-Task Force „Medical Apps in der Kardiologie“.

Mit dem CDS Tool hebt sich die DGK-Leitlinien-App in mehrfacher Hinsicht von anderen Leitlinien-Apps ab: „Die App ist die erste, die auf individueller Patientenbasis arbeitet und parallel ablaufende Prozesse berücksichtigt“, sagte Peter Radke von der Schön-Klinik Neustadt und Mitglied der DGK-Taskforce bei der Jahrestagung der DGK in Mannheim. Die neue App-Funktion führt Ärzte dabei Schritt für Schritt durch die Akutbehandlung und ermöglicht, jede Entscheidung mit einem Klick zu dokumen­tieren.

Checklisten zeigen mit wenigen Abfragen, welche Patienten akut gefährdet sind und welche Prozesse wann eingeleitet werden müssen. So soll die App beispielsweise sicherstellen, dass bei akutem Thoraxschmerz innerhalb von zehn Minuten ein EKG abgeleitet wird oder ein Infarktpatient im Krankenhaus binnen 60 Minuten einer Katheteruntersuchung und -behandlung zugeführt wird.

Neue App-Funktion soll Leitlinienadhärenz verbessern

Die digitale Entscheidungshilfe zu den sechs wichtigsten kardiologischen Erkrankungen beruhe auf gültigen Leitlinien, die in der bisherigen Form oft schwer auf die konkrete Arbeitssituation umsetzbar wären, sagte Martin Möckel, Leiter der Notfallmedizin/Rettungsstellen an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, ebenfalls Mitglied der DGK-Taskforce. Die App biete jetzt eine realitätsnahe und für jedermann nachvollziehbare Form.

Im Medizinbetrieb seien digitale Orientierungshilfen nach wie vor eher die Ausnahme, ergänzte der Kardiologe Radke. Noch vor wenigen Jahren sei die Benutzung eines Mobiltelefons im Krankenhaus absolut tabu gewesen, weil viele meinten, allfällige Interferenzen könnten die empfindlichen Geräte stören. „Dieser skeptische Umgang mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass heute deutschlandweit zwar Leitlinien von 177 medizinischen Fachgesellschaften existieren, davon aber gerade erst 15 in interaktiver Form verfügbar sind“, sagte Radke.

Es sei bekannt, dass die Leitlinien-Adhärenz in Krankenhäusern sehr unterschiedlich sein könne, berichtete Möckel. „Wir gehen davon aus, dass der Einsatz der Apps zu einer Verbesserung der Leitlinientreue und in der Folge auch der klinischen Ergebnisse in der kardiologischen Versorgung bringen wird.“

gie/idw

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